Nein, mit Kultur hatte Cäsar Eberlin anfangs kaum etwas am Hut. Als junger Mann machte er eine kaufmännische Lehre, und zwar im Baumaterialgrosshandel. Eberlin war weder Künstler noch Kulturschaffender, er habe einzig mal kurz in einer Band namens «Montezuma» gespielt, erinnert sich der heute 64-Jährige mit einem Lachen.
Klare Worte im Jahre 1973
Den ersten Schritt in Richtung Kultur machte er mit 21 Jahren: Im Jahre 1973 begann er als Sekretär beim Rechtsdienst des Erziehungs- und Kulturdepartements. Eine der ersten Aufgaben Eberlins war es, als Gründungssekretär des kantonalen Kuratoriums für Kulturförderung zu wirken.
Damals gab es laut Eberlin klare Ansagen: «Regierungsrat Alfred Wieser sagte damals: ‹Kultur in diesem Kanton - das bin in erster Linie ich›. Daran erinnere ich mich gut.» Was überheblich tönen mag, sei nicht ganz so gemeint gewesen, glaubt Eberlin. «Ein Magistrat übernahm damals persönlich die Verantwortung für die Kultur im Kanton. Und dieses Bild begleitet mich.»
Buchhalter in der Kulturförderung
2001 wurde Cäsar Eberlin Chef des Amts für Kultur und Sport, wobei er sich um den Bereich Kultur kümmerte, währenddem sein Stellvertreter Jürg Schibler den Bereich Sport leitete. Die Rolle von Eberlin war immer eher die des Buchhalters. Er entscheide über die Verhältnismässigkeit von Förderungen, so der 64-Jährige.
Das heisst: Die Fachkommission berät über Fördergelder, daraus entsteht ein Antrag der über das Büro von Cäsar Eberlin an den Regierungsrat geht. Eberlin hat also eine gewisse Macht, sitzt an den Hebeln des Kulturtopfs – und hat das letzte Wort?
Eberlin griff wenig ein
Finanziell gesehen ja, korrigiert Eberlin. Aber was die Qualität von Kultur angeht, habe er nie eingegriffen. Das sei Sache der Kommission. Er habe einzig die Verhältnismässigkeit beurteilt und dabei wenig eingegriffen. «Pro Jahr haben wir 500 bis 600 Beitragsgesuche für die Kulturförderung. Wenn ich fünf oder sechs Mal eingegriffen habe, war das viel.»
Wenn Eberlin über das Erreichte spricht, meint er beispielsweise die Sanierung des Schloss Waldegg und dessen Nebengebäude, oder die Renovation des «Museum Altes Zeughaus».
Ernsthafte Sorge um Swisslos-Topf
Gerade die erwähnten Nebengebäude seien in einem «himmeltraurigen» Zustand gewesen. Etwas anderes habe er stets versucht aber nie erreicht: Das Bewusstsein, dass Kultur nicht alleine durch Swisslos-Gelder gefördert werden kann.
«Dieser Topf ist irgendwann leer», befürchtet Eberlin. Die Reserven würden stetig kleiner. Früher habe man quasi Fördergelder im Umfang von zwei Jahren als Reserve gehabt. Heute sei noch die Reserve von einem Jahr da. «Es muss nur einmal eine Burg oder Kloster abbrennen, und wir haben ein Problem mit der Restfinanzierung.»
Kultur auch mit Steuereinnahmen fördern
Eberlin erinnert daran, dass Gemeinden und Städte Kulturinstitutionen mit Steuergeldern unterstützen. Und das machen nicht nur sie: Der Kanton Solothurn könne sich laut Eberlin auch ein Beispiel an den anderen Kanton rundherum nehmen, auch am Kanton Aargau. Dort werden auch Steuergelder für die Kulturförderung eingesetzt.
Aus Cäsar Eberlin, dem Bürolisten, wurde ein Kulturförderer. Wann genau diese Transformation statt fand, dass lässt sich so genau nicht mehr sagen. Aber Eberlin erinnert sich an ein Ereignis in jüngster Zeit. Daran habe er gemerkt, dass er nicht mehr nur Buchhalter sei. «Es ging um die Renovation einer Skulptur von Schang Hutter, die auf dem Solothurn Kantonsschulareal stand.»
Eine Herzensangelegenheit
Weil sich lange niemand um die Skulptur gekümmert hatte, war sie in einem schlechten Zustand und die Renovation kam schliesslich teurer als die Anschaffung. Hier hätte Eberlin als Buchhalter wohl einschreiten sollen und diese relativ hohen Ausgaben verweigern. «Aber mir wuchs diese Skulptur ans Herzen, schon vor langer langer Zeit», gibt Eberlin heute zu.
Er erkannte schliesslich den emotionalen Wert dieses Werks, und stellte ihn über den finanziellen Wert. Nicht zuletzt, weil er im Rahmen der Sanierung auch Schang Hutter traf und ihn um Rat fragte. Das Funkeln in den Augen des Künstlers habe sich auf ihn übertragen. «Das ist eigentlich die schönste Art, wie man Kultur erleben kann.»