Tizian gilt als einer grössten Maler seiner Zeit. Er lebte von ca. 1490 bis 1567 in Venedig, als die Serenissima ihre Hochblüte erlebte. Seine Bilder werden heute noch für millionenschwere Beträge gehandelt. Das letzte von ihm gehandelte Bild ging für knapp 17 Millionen Franken an einen Sammler.
Und von diesem italienischen Maler könnte das Kunstmuseum ein Werk besitzen. Davon zumindest ist die Fachzeitschrift «Apollo» überzeugt.
Porträt eines italienischen Pornographen
Das Bild zeigt das Porträt des toskanischen Dichters Pietro Aretino. Aretino provozierte zeitlebens gerne die Oberen. So schrieb er zu eindeutig pornographischen Kupferstichen von Marcantonio Raimondis lüsterne Sonetten. Die katholische Kirche verjagte ihn daher aus Rom, worauf Aretino ins viel offenere Venedig zog. Dort trafen sich Aretino und Tizian. Der Künstler porträtierte Aretino mehrmals, das Porträt im Basler Kunstmuseum zeigt den Dichter in jungen Jahren.
Ein Tizian – oder doch nicht?
Bereits Ende der 30er-Jahre wies ein österreichischer Kunsthistoriker daraufhin, dass im Kunstmuseum Basel ein Werk von Tizian hängen könnte. Er berief sich auf einen Brief von Tizian, den dieser einem Auftraggeber geschickt hatte. Darin beschreibt Tizian das Porträt von Aretino.
Da das Bild keine Signatur von Tizian aufweist, und das Porträt im Laufe der Jahrhunderte aus einem viel grösseren Werk herausgeschnitten wurde, fehlen die letzten Beweise, die erlauben, das Bild als eindeutiges Werk Tizians zu bezeichnen. Einige namhafte Kunsthistoriker sind freilich der Auffassung, dass es sich um einen Tizian handeln müsse. Die Qualität des Bildes spreche eindeutig dafür, sind sie sich einig.
Beschrieb geändert
Der Artikel in der Fachzeitschrift «Apollo» hat das Kunstmuseum Basel nun dazu bewogen, das Bild dem Künstler Tizian «zuzuschreiben».
«Zuschreiben» heisst in der Sprache der Kunsthistoriker, dass es viele Indizien dafür gibt, der letzte Beweis aber noch fehlt.
Bachofen-Stiftung schenkte dem Museum das Bild
Gekauft hat das Bild die Basler Mäzenin Louise Bachofen-Burckhardt. Ihr Mann war in der Seidenbandindustrie schwerreich geworden. Mit ihrem Vermögen kaufte sie bis zu ihrem Tod 1920 über 300 Bilder, die zwar der Bachofen-Stiftung gehörten, die meisten Werke wurden aber im Kunstmuseum ausgestellt.
Noch zu Lebzeiten soll Louise Bachofen-Burckhardt einmal gesagt haben: «Ich brenne darauf, für das Kunstmuseum meiner Stadt noch viele Kunstwerke zu kaufen.»
2015 schenkte die Stiftung alle Werke dem Kunstmuseum, darunter den möglichen Tizian.