Der Flughafen Basel-Mülhausen hat letztes Jahr bei den Passagieren erstmals die Neun-Millionen-Marke überschritten. Es ist der neunte Passagierrekord in Folge.
Solche Zahlen waren vor einigen Jahren für die Verantwortlichen des Basler Flughafens noch ein Grund zum Jubeln. Heute klingt Flughafendirektor Matthias Suhr dagegen betont nüchtern, wenn er über die neuesten Rekordzahlen spricht: «Der Passagierrekord ist eine gute und eine schlechte Nachricht.»
Der Passagierrekord ist eine gute und eine schlechte Nachricht.
Eine gute Nachricht sei es, weil der Flughafen das Mobilitätsbedürfnis in der Region Basel abdecken könne. «Eine schlechte Nachricht dagegen ist es für die Umwelt, da müssen wir mehr machen.» Mehr machen, das heisse beispielsweise effizientere Flugzeuge und weniger Fluglärm.
Basler SP will längeres Nachtflugverbot
Ein Flughafendirektor, der auf Umweltprobleme aufmerksam macht - das sind neue Töne. Denn auch die Verantwortlichen des Euroairports wissen, dass die Kritik am Flughafen in der Region Basel wächst.
Das zeigte sich am Dienstagabend. Nur wenige Stunden, nachdem der Euroairport seine Rekordzahlen bekannt gegeben hatte, traf sich die basel-städtische SP zur Delegiertenversammlung, um ein Positionspapier zum Flughafen zu verabschieden. Die Partei fordert nun einen Wachstumsstopp und ein längeres Nachtflugverbot.
Mehr ist nicht mehr zumutbar.
Kantonsparlamentarierin Lisa Mathys sagt: «Es ist Konsens, dass die Belastung der Anwohnenden durch den Flugverkehr gross ist. Mehr ist nicht mehr zumutbar.»
Fluglärm belastet Baselbieter Gemeinden
Die SP als grösste Partei im Stadtkanton bricht mit ihren Forderungen ein Tabu. Bisher stellte sich die Politik in Basel-Stadt nahezu geschlossen hinter den Flughafen mit der Begründung: Er sei für Basel als zweitgrösste Wirtschaftsregion der Schweiz wichtig. Das politische Klima habe sich jetzt aber verändert, heisst es bei SP-Politikerin Lisa Mathys: «Das Bewusstsein für die Klimaziele ist gewachsen. Gleichzeitig sind die Gemeinden im Umfeld von Basel laut geworden und wehren sich vehement gegen die Belastungen.»
Es gibt eine Grenze des Erträglichen, und die ist beim Flugverkehr erreicht.
Genau diese Gemeinden aus dem Nachbarkanton Baselland freuen sich, dass nun erstmals eine grosse Partei in Basel-Stadt den Flughafen kritisiert. Vom Fluglärm betroffen ist beispielsweise die Gemeinde Allschwil. Dort fordern sogar bürgerliche Politiker wie CVP-Gemeinderat Philippe Hofmann, der Flughafen dürfe nicht weiter wachsen. «Es gibt eine Grenze des Erträglichen, und die ist beim Flugverkehr erreicht.» Dass diese Grenze erreicht sei, zeige sich daran, dass kürzlich in den zwei Gemeinden Allschwil und Binningen 7'000 Leute eine Petition gegen Fluglärm unterschrieben hätten.
Flughafendirektor fürchtet Wegzug von Easyjet
Für Matthias Suhr, Direktor des Basler Flughafens, kommen ein Wachstumsstopp oder auch eine längere Nachtflugsperre jedoch nicht in Frage: «Ein Wachstumsstopp an einem Flughafen bedeutet für die Airlines, dass sie sich nach Alternativen umsehen.» Der Flughafenchef befürchtet, dass in diesem Fall die Billigfluglinie Easyjet Basel verlassen könnte. Das wäre gravierend, weil Easyjet mehr als die Hälfte aller Passagiere des Flughafens ausmacht.
Die Verantwortlichen des Flughafens versprechen den Kritikern derzeit nur eines: Abends ab 23 Uhr soll es künftig weniger Flüge und damit weniger Lärm geben. Die kritischen Stimmen dürfte dies kaum besänftigen.
SRF1, Rendez-vous, 12:30 Uhr