SRF News: Duri Campell, ist Ihnen zu Beginn etwas aufgefallen, was die nationale von der kantonalen Politik unterscheidet?
Duri Campell: In der Gemeinde ist die Sachpolitik sehr wichtig. Auf kantonaler Ebene wird die Partei etwas wichtiger. In Bern ist das noch viel stärker der Fall. Hier geht es oft um die Politik der Partei. Es wird taktisch politisiert. Das stört mich persönlich sehr.
Sie sprechen auch das Abstimmungsverhalten an, also dass die Parlamentarier oft gemäss der Parteimeinung abstimmen. Sie selber sind aber auch nicht gerade ein Abweichler. Sie haben in über 98 Prozent der Abstimmungen die BDP-Meinung vertreten.
Das kann man so sehen. Man kann es aber auch so interpretieren, dass ich die Meinung meiner Partei stark beeinflussen kann.
Sie werden von ihren Kollegen als stiller Schaffer wahrgenommen. Sie selber drängen sich kaum in den Vordergrund. Weshalb?
Ich habe immer zurückhaltend politisiert und habe die grossen medialen Auftritte nicht gesucht. Viele fragen sich deshalb, wie ich überhaupt in die Ämter gewählt werde. Wer mich kennt, weiss, dass ich gerne im Hintergrund arbeite.
Um als Nationalrat wiedergewählt zu werden, müsste man die Öffentlichkeit aber suchen.
Es ist ja nicht so, dass ich die Öffentlichkeit meide. Wir können ja auch Kolumnen in den Bündner Tageszeitungen schreiben. So kann man meine Haltungen nachlesen und sieht, was ich tue.
Werfen wir einen Blick auf Ihre Vorstösse: Zwei Fragen in Fragestunden, eine Anfrage und eine Motion. Was war ihr grösster Erfolg?
Meine Vorstösse waren nicht weltbewegend. Sonst konnten wir gemeinsam aber einiges erreichen, etwa den Mehrwertsteuersatz, der für zehn Jahre gesichert werden konnte.
Kandidieren Sie in zwei Jahren erneut?
Stand heute, ja.
Das Gespräch führte Marc Melcher.