- Im Aargau gibt es einen akuten Lehrermangel. Für das neue Schuljahr mit Beginn im August sind 442 Stellen offen, alleine 240 davon an Primarschulen.
- Dies monieren Politiker im Grossen Rat von links bis rechts und fordern in einem eingereichten Parlaments-Vorstoss Antworten von der Regierung.
- Das Aargauer Bildungsdepartement, Schulpflegepräsidentinnen und Lehrpersonen bestätigen den Mangel.
- Auf viele Stellen gebe es keine einzige Bewerbung, heisst es zum Beispiel bei einer Schule in Suhr.
So extrem wie dieses Jahr sei es noch nie gewesen, sagt Linda Villiger, Schulleiterin der Primarschule Feld in Suhr. «Auf offene Stellen gibt es zum Teil nicht einmal eine einzige Bewerbung.» Villiger leitet die Schule in Suhr bereits seit 15 Jahren. Der Lehrermangel dieses Jahr sei wirklich akut.
Ähnliche Erfahrungen machen die Schulpflegen im ganzen Kanton. Colette Basler, Vizepräsidentin der Aargauischen Schulpflegepräsidentinnen und -präsidenten, bestätigt die Erfahrungen aus Suhr. «Wir haben einen Lehrermangel. Es ist bald Ende Mai. Über 400 offene Stellen, das ist viel. Die Stellen sollten auf August besetzt sein», sagt sie gegenüber SRF.
Sind die Löhne schuld?
Der Grund für den akuten Lehrermangel: Die Löhne, sagt Colette Basler. «Der Kanton Aargau ist seit Längerem wegen der tiefen Löhne nicht mehr konkurrenzfähig». Junge Lehrerpersonen wandern laut Basler in die Nachbarkantone ab. Dort seien die Löhne zum Teil bis zu tausend Franken pro Monat höher als im Aargau.
Viel Teilzeit, wenig Vollzeit?
Anders argumentiert Christian Aeberli, Abteilungsleiter Volksschule beim Kanton Aargau. Die Löhne würden ja per 2021 angepasst, man sei dran. In anderen Kantone gebe es auch einen Lehrermangel – trotz höheren Löhnen, so Aeberli.
«Es liegt daran, dass die Lehrpersonen der geburtenstarken Jahrgänge aus den 50er-Jahren nun pensioniert werden. Das waren oftmals Männer, die 100 Prozent als Lehrer gearbeitet haben. Von der Fachhochschule kommen aber vor allem junge Frauen nach. Diese möchten auch Teilzeit arbeiten.»
Arbeitsgruppe soll Plan B verhindern
Der Kanton habe nun eine Gruppe gebildet, die sich dem Lehrermangel annimmt. Man arbeite Massnahmen aus, so Aeberli. Man versuche Lehrerpensen zu erhöhen. Allenfalls müsste man Klassen in gewissen Fächern zusammenlegen, das sei aber noch nicht entschieden.
«Wir kontaktieren alle Lehrer, die einmal eine Stellvertretung gemacht haben. Wir zählen auf Mund-zu-Mund-Propaganda oder hoffen darauf, dass Lehrpersonen ihre Pensen erhöhen können», sagt auch Linda Villiger, Schulleiterin der Schule Suhr. Bis jetzt habe man noch nie Klassen zusammenlegen müssen, aber das wäre der Plan B. Und dieser sei für dieses Jahr leider sehr realistisch.