Zum Inhalt springen

Lehrplan 21 Nein zu Initiative: Aargauer Lehrplan kann kommen

«Ja zu einer guten Bildung – Nein zum Lehrplan 21», so lautete die Initiative. Sie wollte das Schulgesetz ändern und damit Vorgaben des Lehrplans 21 umgehen. Doch das Aargauer Stimmvolk hat die Initiative deutlich versenkt.

Initiative gegen Lehrplan 21

Kanton Aargau: Volksinitiative «Ja zu einer guten Bildung – Nein zum Lehrplan 21»

  • JA

    30.5%

    51'532 Stimmen

  • NEIN

    69.5%

    117'550 Stimmen

Ausgleich Aufgabenverschiebungsbilanz

Kanton Aargau: Gesetz über den Ausgleich der Aufgabenverschiebungsbilanz sowie über die Übergangsbeiträge

  • JA

    57.2%

    90'189 Stimmen

  • NEIN

    42.8%

    67'429 Stimmen

Gemeinde-Finanzausgleich

Kanton Aargau: Gesetz über den Finanzausgleich zwischen den Gemeinden

  • JA

    57.5%

    93'348 Stimmen

  • NEIN

    42.5%

    68'972 Stimmen

Initiative «Arbeit und Weiterbildung für alle!»

Kanton Aargau: Volksinitiative «Arbeit und Weiterbildung für alle!»

  • JA

    29.3%

    48'858 Stimmen

  • NEIN

    70.7%

    117'624 Stimmen

Initiative «Chancen für Kinder»

Kanton Aargau: Volksinitiative «Chancen für Kinder – Zusammen gegen Familienarmut»

  • JA

    30.5%

    50'682 Stimmen

  • NEIN

    69.5%

    115'542 Stimmen

Das Resultat ist deutlich und in allen Bezirken klar: Fast 70 Prozent der Aargauer Stimmbevölkerung lehnen die Initiative gegen den Lehrplan 21 ab. Sogar der ländliche und üblicherweise konservativ stimmende Bezirk Kulm verwirft die Initiative mit knapp 60 Prozent deutlich.

Erleichterter Bildungsdirektor, erleichterter Lehrerverband

Der Kanton Aargau kann den Lehrplan 21 also einführen, wie von der Regierung geplant. Die sachlichen Argumente des Nein-Komitees hätten die Stimmbürger offenbar überzeugt, sagt er im Interview mit SRF.

Ich war unsicher. Nun bin ich sehr froh über den Ausgang.
Autor: Alex Hürzeler Aargauer Bildungsdirektor

Für den Regierungsrat ist das deutliche Nein ein klares Zeichen des Stimmvolks für den Lehrplan 21. Nun könne man endlich vorwärts machen bei der Umsetzung. Es gilt einen Aargauer Lehrplan 21 zu erarbeiten, bis 2020/2021.

Auch der Aargauische Lehrerinnen und Lehrerverband zeigt sich auf Anfrage von SRF erleichtert. Präsidentin Elisabeth Abassi betont, dass man sich nicht sicher war, wie die Abstimmung ausgeht. Das Resultat sei mehr als erfreulich.

Wir hatten Bedenken, die Initianten argumentierten stark emotional.
Autor: Elisabeth Abassi Präsidentin Aargauer Lehrerinnen und Lehrerverband ALV

Gerade kleine Gemeinden hätten gelitten unter den geplanten Änderungen des Schulgesetzes, sagt sie. Eigene Lehrmittel wären nötig gewesen, klassenübergreifender Unterricht wäre schwierig geworden, heisst es beim Verband weiter.

Initianten wollen noch nicht aufgeben

Die Initiative war von einem Komitee rund um Elfy Roca, Harald Ronge, Bruno Nüsperli, Ariane Roth und Hans Widmer lanciert worden. Im Komitee mit dabei sind auch Lehrer und Mitglieder von SVP, FDP und EVP. Im Juni 2015 wurde das Begehren mit über 4500 Unterschriften eingereicht.

Wir sind enttäuscht, aber nicht überrascht.
Autor: Harald Ronge Mitglied Initiativ-Komitee, Lehrplan 21-Gegner

Die Initianten zeigten sich gegenüber SRF nicht überrascht über ihre Niederlage. Offiziell seien alle Parteien, bis auf die SVP, und alle Verbände gegen die Initiative gewesen. So gesehen zeigen sich die Initianten mit den rund 30 Prozent Ja-Stimmen zufrieden.

Als möglicher weiterer Grund nennt Harald Ronge vom Initiativ-Komitee, dass die Initiative allenfalls überfüllt und komplex war. Die Lehrplan-Gegner überlegen sich nun Einzelinitiativen zu lancieren, um bei verschiedenen Punkten doch noch Einfluss nehmen zu können auf die Umsetzung des Lehrplans 21.

Schüler
Legende: Die Aargauer Regierung will den Lehrplan 21 per 2020/21 einführen und von den Erfahrungen anderer Kantone profitieren. Keystone

Das wollte die Initiative:

  • Sie wollte die Einführung des Lehrplan 21 verhindern. Für sie ist der Lehrplan 21 eine «Fehlkonstruktion», wie sie in einer Antwort auf einen Parlamentsvorstoss schrieben.
  • Das gemeinsame Regelwerk von allen Deutschschweizer Kantonen sollte gemäss Schulgesetz «verhindert» werden.
  • Im Schulgesetz sollten Fächer wie Geschichte, Geografie, Biologie, Chemie und Physik verankert werden.
  • Die Einteilung des Schuljahres in Zyklen, die Beurteilung der Schüler gemäss Kompetenzen, das störte die Initianten am Lehrplan.
  • Die Initianten wollten an Lernzielen statt Kompetenzen und Jahrgangszielen statt Zyklen festhalten.
  • Zudem forderten sie ein mehrheitlich geführter Ganzklassenunterricht.

Lehrplan 21

Box aufklappen Box zuklappen
  • Erster gemeinsamer Lehrplan der Deutschweizer Kantone.
  • Bis im Schuljahr 2020/2021 muss er eingeführt sein.
  • Jeder Kanton erarbeitet seine Version des Lehrplans.
  • Schuljahre werden in 3 Zyklen untereitle (Ende 2., Ende 6. und Ende 9. Klasse).
  • Neu wird mit Kompetenzen (Verknüpfung von Wissen und Können) beurteilt, was die Schüler können.

So argumentierte die Regierung:

  • Der Lehrplan 21 ist der erste gemeinsame Lehrplan für die deutschsprachigen Kantone. Bis aufs Schuljahr 2020/2021 muss er eingeführt sein.
  • Der Umzug von Kanton zu Kanton wird Schülern erleichtert, dank der Harmonisierung.
  • Der Aargau arbeitet einen eigenen Lehrplan, auf der Basis des Lehrplan 21 aus. Hier habe man Spielraum, findet die Regierung.
  • Der Kanton Aargau hätte sich mit dem geänderten Schulgesetz isoliert, hiess es im Vorfeld.
  • Das Erarbeiten von eigenen Aargauer Lehrmittel wäre um einiges teurer gekommen.

Lehrerverband und Gewerbe sprachen sich gegen Initiative aus:

  • Auch gegen die Initiative votierte im Vorfeld der Aargauische Lehrerinnen und Lehrerverband ALV, zum Beispiel. Die Initiative trage einen trügerischen Titel, hiess es beim ALV. Lerninhalte gehörten nicht ins Gesetz, befanden die Delegierten.
  • Auch der Aargauer Gewerbeverband war gegen das Anliegen der Initiative.
  • Im Parlament war einzig die SVP für die Initiative.
  • Die grosse Mehrheit des Parlamentes stand hinter dem Lehrplan 21. Das Kantonsparlament lehnte die Initiative mit 94 zu 32 Stimmen ab.

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel