Dann hat man mich tätowiert: 71978. Da habe ich sehr geweint. Nicht wegen des Schmerzes, nein, wegen der Nummer. Denn ich hatte den Namen verloren, ich war nur noch eine Nummer.
Ein mittelgrosser Raum, die Wände schwarz verkleidet. Rundum hängen grossformatige, schwarzweisse Porträts der Holocaust-Überlebenden. Sie blicken einem direkt ins Gesicht. Kein Detail in den zum Teil von tiefen Furchen durchzogenen Gesichtern verrät etwas darüber, was diese Menschen erlebt haben. Fast alle blicken sie heiter und offen in die Kamera.
Als sie uns befreiten, war ich praktisch tot. An was ich mich noch erinnern kann, sind Berge von Leichen - das kann man nicht vergessen.
Für die Ausstellung standen rund ein Dutzend Überlebende dem Fotografen Beat Mumenthaler Porträt – es sind schlichte Bilder, ausdrucksstarke Bilder. Darunter stehen kurze biographische Angaben und ein Zitat.
Ich erinnere mich an polierte Stiefel, Schäferhunde an der Leine der Offiziere und das riesige Hakenkreuz in der marmornen Eingangshalle.
Die Zitate stammen aus den Filmporträts, die der Zürcher Regisseur Eric Bergkraut zusätzlich für die Ausstellung umgesetzt hat. Diese Dokumente sind auch als Archiv für die Zukunft gedacht, sagt Anita Winter, Präsidentin der Gamaraal Stiftung, die die Ausstellung konzipiert hat. Eine Ausstellung gegen das Vergessen.
Ich habe das ganze Einmaleins unter schlimmsten Umständen gelernt. Meine Mutter hat gesagt: ‹Das wirst du in deinem Leben noch brauchen.› Das war magisch. Das hiess, du wirst überleben.