755 Millionen Franken kosten die rund 13 Kilometer der neuen Bahn von Altstetten nach Killwangen. 115 Millionen davon muss der Aargau selber bezahlen. Der Aargauer Baudirektor Stephan Attiger freut sich, dass das Projekt vorwärts kommt. Und er arbeitet schon intensiv an der Weiterführung der Linie von Killwangen über Neuenhof und Wettingen nach Baden.
SRF News: Es gab schon einmal eine ähnliche Bahn, nämlich von ca. 1900 bis 1955 die Limmattaler Strassenbahn von Zürich nach Dietikon. Ist die neue Limmattalbahn nun ein Schritt zurück in die Vergangenheit oder vorwärts in die Zukunft?
Stephan Attiger: Für den Aargau ist es klar ein Schritt in die Zukunft. Im Aargau führt die neue Bahn zum Teil durch Gebiete, die noch gar nicht stark überbaut sind. Es ist das erste Mal, dass man eine Bahn baut zusammen mit der Siedlungsentwicklung. Man wartet also nicht die Verkehrsprobleme ab und löst sie dann, sondern die Bahn ist von Anfang an schon da.
Es gibt ja in Spreitenbach schon Gebäude, die so gebaut sind, dass die neue Bahn dann dort durchfahren kann, zum Beispiel die Überbauung beim Pathé-Kino. Eben: Spreitenbach boomt schon länger. Die Bevölkerung wird zunehmen, die Zahl der Arbeitsplätze noch mehr. Ist die Limmattalbahn nun das Wundermittel gegen alle zukünftigen Verkehrsprobleme?
Wundermittel gibt es nicht. Aber eine Bahn ist eine sehr grosse Investition. Sie bleibt über Jahrzehnte. Für Investoren ist das ein positives Signal, denn sie können langfristig planen. Man kann sagen, dass man mit einer Bahn städtebauliche Impulse setzt, was man mit anderen Investitionen nicht so gut machen kann.
Ist es jetzt eigentlich eine Bahn oder eine Tramlinie? Es hat ja alle paar hundert Meter eine Haltestelle.
Das ist eine recht schwierige Definition. Wir mussten sogar beim Bund nachfragen. Es ging um die Frage, ob das Geld vom Bund aus dem Bahninfrastruktur-Fonds kommt oder aus dem Agglomerationsprogramm. Für uns ist es eine Bahn. Wir haben ja dort auch die S-Bahn. Die neue Bahn sorgt dann vor allem für die Feinerschliessung.
Sie bauen jetzt an der Strecke von Schlieren nach Killwangen. Da gab es praktisch keinen Widerstand. Sie wollen die Bahn aber weiterziehen bis nach Baden, also durch dicht bebautes Gebiet in Neuenhof, Wettingen und dann eben in die enge Klus von Baden. Das dürfte dann wohl eine grössere Knacknuss ein. Wo stehen Sie da?
Ja, das ist eine Knacknuss. Wir müssen auf diesem Abschnitt durch die Zentren durch, denn nur dort können wir die Leute abholen. Politisch wird es zu reden geben, weil der Aargau dann alle Kosten tragen muss. Bis jetzt hat ja auch Zürich bezahlt. Es dauert noch viele Jahre, bis die Bahn nach Baden kommt. Von den Gemeinden höre ich, dass sie die Bahn wollen. Sie richten sogar ihre Planungen schon darauf aus. Wichtig ist, dass wir zuerst einmal einen Grundsatzenscheid haben. Es geht um den Eintrag der Bahn im Richtplan. Diesen Entscheid muss der Grosse Rat fällen. Dazu starten wir noch dieses Jahr eine Anhörung.
Das Gespräch führte Stefan Ulrich.