- Die kanadische Schriftstellerin Alice Munro ist im Alter von 92 Jahren gestorben.
- Sie zählte zu einer der weltweit angesehensten zeitgenössischen Autorinnen und zu einer der am meisten geehrten Kurzgeschichtenautorinnen der Geschichte.
- Alice Munro hat 2013 den Literaturnobelpreis gewonnen.
Ihr Tod wurde nach mehreren Medienberichten von ihrem Verlag bestätigt. Die Autorin war seit Jahren gesundheitlich angeschlagen und sprach oft von Ruhestand, eine Entscheidung, die sich nach ihrer 2012 erschienenen Sammlung «Dear Life» als endgültig erwies.
Munro wurde als erste Schriftstellerin ausschliesslich für Kurzgeschichten ausgezeichnet. Die schwedische Akademie erklärte sie zu einer «Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte», die «die gesamte epische Komplexität des Romans in nur wenigen kurzen Seiten unterbringen kann».
Ihren ersten Erzählband («Tanz der seligen Geister») veröffentlichte sie 1968 mit fast 40 Jahren – sie hätte schlicht zu wenig Zeit für das Schreiben und für grosse Würfe gehabt. «Zur Kurzgeschichte fand ich also aus sehr praktischen Gründen», so die Schriftstellerin.
Ihre Geschichten, selten länger als 30 Seiten, gleichen sich alle. Und immer sind sie nahe an Munros eigenem Leben, gespeist aus den Erfahrungen mit dem strengen, aber bücherverliebten Vater und der schwierigen Beziehung zur kranken Mutter. Es geht um Frauen, Mütter und Töchter in Ontario, die erwachsen werden, sich verlieben und die schönen und tragischen Seiten des Lebens kennenlernen. «Ich will, dass meine Geschichten die Menschen bewegen.»
Glück ist harte Arbeit.
Schon vor Jahren habe ihr Verleger gesagt, sie sei Favoritin für den Literaturnobelpreis, erzählte Munro einmal. «Und ich wusste, wenn ich gewinne, wäre ich für eine halbe Stunde wahnsinnig glücklich, und danach würde ich denken: Was für eine Qual.» Denn Glück ist kein Preis, ist die überzeugte Calvinistin sicher – «Glück ist harte Arbeit».