Lorenz Furrer ist einer der einflussreichsten Lobbyisten in Bern. Er vertritt die unterschiedlichsten Firmen, Organisationen oder parlamentarischen Gruppen. Zum Teil sind diese Konkurrenten. Furrer trifft die Parlamentarierinnen und Parlamentarier und die Entscheidungsträger der Berner Wirtschaft nicht nur im Bundeshaus, sondern auch im büroeigenen Restaurant.
Ein Standbein der Agentur ist die Kommunikation, das andere, wichtigere, das Lobbying. Furrerhugi hat heute 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von gut 10 Millionen Franken.
SRF News: Kann man politische Meinungen wirklich beeinflussen als Lobbyist?
Lorenz Furrer: Ja, das kann man sehr wohl. Das tönt vielleicht grossartig, aber beeinflussen ist nicht per se negativ. Unsere Hauptarbeit ist es, zu informieren, zu vermitteln, zu verdichten – und damit übt man zwangsläufig einen gewissen Einfluss aus. Aber wir sehen uns primär als Dienstleister, sowohl für den Kunden, wie auch für die Politik und die Verwaltung.
Bewegt man sich da nicht in einem Graubereich?
Nein, explizit nicht. Aber je weiter weg von Bern, desto abenteuerlicher kommt es für Aussenstehende daher. In Zürich sind wir schon halbe Outlaws. Aber in Bern gehören wir als Lobbyisten ganz fest zum ganzen ‹Meccano›.
Wichtig ist, dass wir transparent sind.
Wichtig ist, dass wir transparent sind. Es ist immer ganz klar, welchen Hut wir tragen. Und dann ist unsere Arbeit schlussendlich ‹à prendre ou à laisser›.
Sie vertreten ganz unterschiedliche Firmen und Organisationen mit zum Teil gegensätzlichen Zielen. Zum Beispiel die SRG, gleichzeitig aber auch die Hauptstadtregion Schweiz. Die SRG will Teile des Radiostudios Bern nach Zürich zügeln, der Kanton und die Stadt Bern möchten diese behalten.
Das ist eine Herausforderung und geht nur mit absoluter Transparenz. Wir haben schon früh gesagt, dass wir da allenfalls in einen Konflikt kommen. Und das passiert immer wieder, das ist fast unausweichlich. Es gibt Fälle, da gehen wir beim einem Mandat in den Ausstand.
Aber Sie könnten ja die Konkurrenten gegeneinander ausspielen. Passiert das nie?
Ich kann nicht sagen nie. Was wir jedoch nie machen ist, so PR zu betreiben, dass wir verbrannte Erde hinterlassen. Denn im nächsten Moment sitzen Sie mit demjenigen, der heute auf der anderen Seite steht, zusammen im Boot. Aber in unserem System funktioniert alles nur mit dem Diskurs, auch wenn man gegensätzliche Meinungen hat.
Und wo bleibt da die Moral?
Wir sind nicht Fassadenpolierer, wir beschönigen nichts. Aber wir sind im Lobbying tätig, vertreten Interessen. Anders als ein Politiker, der ein Elektorat hat, haben wir Kunden.
Ich muss meinen Mitarbeitern den Lohn zahlen können.
Wir werden für die Interessenvertretung bezahlt. Ich werde immer wieder angegriffen von Politikern, die fragen, ‹wie kannst du auch nur›. Da sage ich immer, ich muss nicht gewählt werden, ich muss meinen Mitarbeitern den Lohn zahlen können.
Spielt Ihre Meinung in Ihrem Business keine Rolle?
Doch, die spielt durchaus eine Rolle. In Bezug auf die Wirtschaft bin ich ultra-liberal geworden. Und das ist eine meiner Leitmaximen. Wir machen nie eine SVP-Kampagne oder eine SP-Kampagne, obwohl wir auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus diesen Parteien haben. Wir haben einen liberalen Kompass und lassen uns von diesem leiten. Wir haben regelmässig Mandate, die wir ablehnen, wo wir sagen, dazu können wir nicht stehen.
Das Gespräch führte Christine Widmer