SRF News: Guido Graf, Sie wollen mehr ambulante Operationen und weniger stationäre. Zum Beispiel bei Behandlungen wie Leistenbruch oder Herzkatheteruntersuchungen. Schauen Sie da einfach auf die Kantonskasse, da der Kanton sparen muss?
Guido Graf: Nein, das ist nicht das primäre Ziel. Aber wir sparen natürlich auch. Wir stellten einfach fest, dass Personen mit Zusatzversicherungen - sei es halbprivat oder privat - diese bei gewissen Eingriffen häufiger stationär behandelt werden als Allgemeinversicherte. Wir gingen dem nach und stellten fest: Ambulante Operationen bieten die gleiche Qualität und sind gleichzeitig massiv günstiger.
Sie kritisieren die Spitäler, dass diese aus finanziellen Interessen zu viele Behandlungen durchführen. Das ist eine heftige Kritik.
Es kann nicht einfach der höhere Tarif sein, der Spitäler dazu bringt, jemanden stationär zu behandeln. Hier nehme hier die Spitäler in die Verantwortung. Ich muss aber sagen, dass sich die Spitäler dazu bereit erklärt haben, bei diesem Prozess mitzumachen und diesen auch umzusetzen.
Mischt sich damit nicht die Politik in die Medizin ein?
Nein. Der Arzt vor Ort legt die Behandlung fest. Er entscheidet, ob jemand stationär behandelt wird oder nicht. Aber wenn da etwas nicht korrekt ist, dann wird der Kanton seinen Anteil nicht mehr bezahlen.
Wenn ein Arzt entscheidet, den Patienten für einen Herzkatheter-Operation stationär zu behandeln, muss ein dreiseitiges Formular ausgefüllt werden. Dieses kontrollieren Ärzte des Gesundheitsdepartements. Was passiert, wenn sich die Ärzte uneins sind?
Die müssen und werden sich finden. Im Extremfall gäbe es noch den rechtlichen Weg. Daran bin ich aber nicht interessiert. Im Gegenteil. Ich bin überzeugt, dass wir auch in Zukunft Lösungen finden werden. Die Spitäler und Ärzte sind daran interessiert, dass das System funktioniert, da in Zukunft mehr Behandlungen im ambulanten Bereich durchgeführt werden.
Das ausführliche Gespräch mit Guido Graf führte SRF-Redaktor Christian Oechslin und kann im Audio nachgehört werden.