Es war eine Niederlage mit Ansage. Zwar fanden viele die Anliegen der Massentierhaltungs-Initiative sympathisch: mehr Platz für Tiere, schonendere Produktionsmethoden, mehr Nachhaltigkeit. Doch das reichte nicht aus, um das Anliegen an der Urne durchzubringen. Die Massentierhaltungs-Initiative scheitert – wie mehrere Agrarvorlagen zuvor.
Mächtiger Bauernverband
Das hat zum einen mit der Position und der Strategie des Bauernverbandes zu tun, der sich zudem vor wenigen Monaten mit den wichtigsten Wirtschaftsverbänden zu einer Allianz zusammengeschlossen und seine Macht damit noch gestärkt hat.
Angeführt vom gewieften Präsidenten Markus Ritter betonte der Bauernverband immer wieder, den Tieren auf den Schweizer Bauernhöfen gehe es gut – und illustrierte diese Aussage mit Bildern von glücklichen Hühnern und Schweinen. Ergo sei diese Initiative gar nicht nötig. Und: Wer nach Bio-Standard essen wolle, könne das bereits jetzt tun – dieses Argument dürfte eine wichtige Rolle gespielt haben.
Dass kurz vor der Abstimmung doch noch Plakate auftauchten, die ein anderes Bild vermittelten – mit kranken Hühnern und dreckigen Schweinen in dunklen Ställen – reichte offensichtlich nicht, um dieses Narrativ zu drehen.
Keine Zusatzbelastung fürs Portemonnaie
Zweitens und noch gewichtiger dürfte sich die aktuelle Weltlage im Resultat widerspiegeln: Im Kontext von Ukraine-Krieg, Energiekrise, Inflation und steigenden Krankenkassenprämien müssen viele Menschen stärker aufs Geld schauen. In einem solchen Umfeld mit einer Initiative zu kommen, die das Portemonnaie der Konsumierenden zusätzlich belasten würde, ist schwierig.
Denn Bioprodukte sind teurer als konventionell produzierte. Dass die Preise für Fleisch bei einer Annahme der Initiative steigen würden, wurde auch von den Initiantinnen und Initianten nicht bestritten. Das dürfte wohl den entscheidenden Ausschlag für das Nein gegeben haben.
Doch die Themen Nachhaltigkeit, Ökologie und Tierwohl sind mit der heutigen Ablehnung der Massentierhaltungs-Initiative nicht vom Tisch. Zum einen werden wir wahrscheinlich bald über die Biodiversitäts-Initiative abstimmen – da steht der Bauernverband bereits ablehnend in den Startlöchern. Und die Agrarpolitik wird auch bald wieder Thema im Parlament sein. Auch dort sind heftige Auseinandersetzungen zu erwarten. Die Diskussion, wie viel uns die Umwelt und das Tierwohl wert sind, geht weiter.