Die Situation auf dem Nordwestschweizer Medienmarkt ist schizophren: Die Leute haben einen Informationshunger und klicken sich durch die Informationsangebote der traditionellen Zeitungen wie seit Jahren nicht mehr. Auf der andern Seite brechen die Werbeeinnahmen trotz steigender Leserzahlen ein. Allein der Tages-Anzeiger-Konzern, zu dem auch die Basler Zeitung gehört, hat durchblicken lassen, dass er mit Mindereinnahmen in zweistelliger Millionenzahl rechnet. Die Kunden künden massenweise bereits gebuchte Werbefläche. Bei der Basler Zeitung wird deshalb Kurzarbeit eingeführt. Das bestätigt Chefredaktor Marcel Rohr.
Auch bei der bzBasel ist ebenfalls Kurzarbeit ab April angesagt. Lokalchef Patrick Marcolli will das zwar nicht bestätigen, doch das «Regionaljournal Basel» weiss aus sicherer Quelle, dass diese Information zutrifft.
Der Schweizer Verlegerverband rechnet damit, dass die Werbeeinahmen dieses Jahr wegen der Corona-Krise um bis zu 50 Prozent zurückgehen.
Keine Medienzentrale in Basel
Medienexperte Matthias Zehnder, der beim Online-Magazin Bajour in der Trägerschaft sitzt: «Basel ist zwar die zweitgrösste Stadt in der Deutschweiz. Aber die Entscheidungs-Zentralen der bzBasel und der Basler Zeitung sind im Aargau und in Zürich. Basel wird daher nur sehr peripher wahrgenommen.» Das heisst, die Geschäftsleitungen dieser Zeitungen kümmern sich etwas weniger um Basel als um ihre Kerngebiete. Daher dürfte sehr unklar sein, wie es nach der Corona-Krise mit den beiden verbliebenen Lokalblättern weitergehe.
Es gibt die Befürchtung, dass das Angebot für die Nordwestschweiz noch mehr ausgedünnt wird. «Es hängt viel davon ab, ob nach der Corona-Krise die Werbung wieder zu den beiden Zeitungen bzBasel und Basler Zeitung zurückkehrt oder nicht», sagt Medienexperte Zehnder.
Lachender Dritter: TeleBasel
Viel besser geht es dem lokalen TV-Sender TeleBasel. «Seit Ausbruch der Corona-Krise haben wir unsere Zuschauerzahlen verdoppelt und die Anzahl Klicks auf unserer Seite versechsfacht,» freut sich TeleBasel-Geschäftsführer Michael Bornhäuser. TeleBasel hat daher 8 neue Stellen geschaffen, um das stündliche Magazin zur Corona-Krise mit Inhalten füllen zu können. Doch nicht nur die Anzahl Klicks und Leser steigt bei TeleBasel, die Anzeigekunden schalten viel mehr Werbung als vor der Krise.
Bornhäuser hofft, dass dieser Schub für TeleBasel auch nach Krise anhält. Sicher wissen tut das freilich niemand.