Die Corona-Krise verändert das Leben vieler Menschen. Plötzlich muss man zu Hause herumsitzen, darf sich nicht mit anderen Leuten treffen, arbeitet im Homeoffice oder ist auf Kurzarbeit.
In einer Serie zeigen wir auf, wie sich das Leben verschiedener Menschen in den vergangenen Wochen verändert hat.
Lisa Hösli, Hüttenwartin, Linthal
Lisa Hösli sitzt derzeit zu Hause. Unfreiwillig. Lieber wäre sie jetzt auf über 2'000 Metern über Meer mitten in den Glarner Alpen. Hösli ist die neue Hüttenwartin der Fridolinshütte. Mitte März flog sie mit ihrem Partner im Heli in die Alpen. Mit an Bord: Esswaren, Holz und viel Elan. Doch schon nach wenigen Tagen musste die neue Hüttenwartin die Saison unterbrechen. Die Corona-Krise macht auch vor den Schweizer Bergen nicht Halt. Die Hütten sind alle geschlossen. Auch die Fridolinshütte darf keine Gäste beherbergen. Und das mitten in der Hochsaison bei schönstem Wetter und besten Bedingungen für Tourenskifahrer: «Das ist besonders bitter für uns», klagt Lisa Hösli.
Heidi Hollenstein, frischgebackene Mutter, Bichwil
Leo wurde während des Lockdowns geboren. Heidi Hollenstein erzählt, dass ihr Partner Thomas während der ganzen Geburt eine Maske tragen musste. Sie selber habe im Verlauf der 16 Stunden die Maske ablegen dürfen. Das Wochenbett im Geburtshaus hat Heidi Hollenstein alleine mit Leo verbracht. Ihr Partner hätte konsequent im Geburtshaus bleiben oder dann eben auf das Besuchsrecht verzichten müssen. «Ich habe viele Fotos geschickt», erzählt die frischgebackene Mutter. Heute ist die junge Familie zu Hause. Ihren Sohn stellen sie Freunden und Bekannten bei einem Spaziergang auf Abstand vor.
Sam Donnello, 20, Leichtathletin, Malans
Sam Donnello ist Leichtathletin. Sie ist ambitioniert: mit 16 wurde sie mit der 4x100m Staffel Schweizermeisterin. Sam Donnello kann zur Zeit nicht auf der Leichtathletikanlage und im Kraftraum trainieren. Deshalb weicht sie auf die Strassen in den Rebbergen der Bündner Herrschaft aus: «Ich habe mir extra einen Schuh mit viel Dämpfung gekauft, damit ich mich nicht verletze». Bei den Sprüngen schaue sie, dass sie auf der Strasse immer etwas weiter komme. Auf einer Slackline balanciert die Sportlerin durch den Garten. Auch die psychische Balance sei wichtig: «Diese Zwangpause hat mir psychisch auch gut getan». Sie habe viel mental an sich gearbeitet.
Isabelle Bruggmann, 28, Intensivpflegefachfrau, Weinfelden
Isabelle Bruggmann arbeitet auf der Intensivstation. Sie pflegt und überwacht Covid-19-Patienten. Sie ist auch Ansprechperson für Angehörige, welche die Patienten nicht besuchen dürfen. Eine belastende Situation für die Intesivpflegefachfrau. Die Arbeitsumstände haben sich auch durch erhöhte Schutzmassnahmen erschwert. Isabelle Bruggmann trägt einen Mantel, eine Maske und einen Helm mit Kunststoffscheibe: «Wenn es im Gesicht juckt, können wir uns nicht einfach kratzen. Man muss lernen, das auszuhalten», sagt die 28-Jährige.
Marcel Walker, 47, der Gastronom, Stein AR
Marcel Walker ist Mitinhaber von drei Gastrobetrieben in der Stadt St. Gallen. Vor vier Wochen mussten diese den Betrieb herunterfahren. Eine schwierige Situation. Marcel Walker versuchte in dieser Zeit jedoch, zuversichtlich zu bleiben und den Mitarbeitenden die Sicherheit zu vermitteln, dass es nach der Corona-Krise weitergeht. Und Zuversicht verbreitet er auch jetzt. Der aktuellen Situation mit Lockdown gewinnt er etwas Positives ab. Er hofft, dass sich die Leute, wenn es dann wieder losgeht, umso mehr auf den Restaurantbesuch freuen. Walker: «Es ist wie nach dem Fasten. Das erste Bier schmeckt am besten!»
Stefan Hauschild, 80, der Risikopatient, St. Maria im Münstertal
Stefan Hauschild ist Diabetiker, gehört zu den Risikopatienten. Stammtisch und Einkaufen im Dorf - seine täglichen Rituale - fallen aus. Stattdessen zuhause sitzen, Nachrichten hören - auch in der Nacht, wenn der Schlaf ausbleibt: Fallzahlen, Corona-Opfer auf der ganzen Welt, Händewaschen, Social Distancing, Kurzarbeit, die Wirtschaftsprognosen sind düster - und die Stimmung ist es auch. Klar macht sich Stefan Hauschild Sorgen. Was, wenn der Virus ihn erwischt? «Ich habe Angst vor dem Ersticken», sagt er. Trotzdem nimmt er ein gewisses Risiko in Kauf.
Raphaela Reber, 29, die Selbständige, Wattwil
Selbständigkeit. Ihr eigener Chef sein. Eigentlich wollte sich Raphaela Reber mit der Eröffnung einer eigenen Massage-Praxis in Nesslau am 1. April einen Traum erfüllen. Statt Apéro und Flyer gab es aber den Lockdown. Nun hofft die junge Toggenburger Unternehmerin auf eine baldige Lockerung. Dieser Neustart für alle könnte gerade für das neu gegründete Unternehmen auch eine Chance sein.