- Der Direktor des British Museum, Hartwig Fischer, tritt vorzeitig ab.
- Der Rücktritt erfolgt, nachdem bekannt wurde, dass im British Museum etliche Kunstschätze verschwunden sind.
- Einige von Hunderten aus dem British Museum gestohlenen Objekten sind nach Angaben des Aufsichtsratschefs George Osborne mittlerweile wiedergefunden worden.
Der Direktor des British Museum, Hartwig Fischer, tritt angesichts der kürzlich an die Öffentlichkeit gekommenen Diebstahlserie mit sofortiger Wirkung zurück. Der Deutsche wollte eigentlich erst im kommenden Jahr seinen Posten abgeben – «nach acht erfolgreichen Jahren an der Spitze des Hauses», wie es in einer Mitteilung Ende Juli geheissen hatte. Nun ist «mit sofortiger Wirkung» Schluss, wie das Haus mitteilte. Fischer gab an, er werde die Leitung abgeben, sobald eine Übergangslösung gefunden sei.
Die Verantwortung für dieses Versagen muss letztlich beim Direktor liegen.
Innerhalb der letzten Tage habe er im Detail die Ereignisse rund um die Diebstähle am British Museum und deren Untersuchung geprüft, teilte er in der Stellungnahme mit. Es sei offensichtlich, dass das Museum auf die Warnungen im Jahr 2021 und auf das Problem, das nun vollständig zutage getreten sei, nicht so umfassend reagiert habe, wie es nötig gewesen wäre. «Die Verantwortung für dieses Versagen muss letztlich beim Direktor liegen», schloss Fischer laut Mitteilung.
Zum Verhängnis wurde dem deutschen Kulturmanager eine unerhörte Diebstahlserie, die in der vergangenen Woche an die Öffentlichkeit gekommen war. Wie das British Museum mitgeteilt hatte, waren mehrere Objekte gestohlen oder beschädigt worden. Unter anderem gehe es um Goldschmuck, Juwelen aus Halbedelsteinen und Glas. Die Gegenstände stammen den Angaben nach teilweise aus dem 15. Jahrhundert vor Christus bis zum 19. Jahrhundert nach Christus.
Früherer Mitarbeiter unter Verdacht
Im Verdacht steht ein früherer Mitarbeiter, der im Zusammenhang mit den Vorfällen entlassen wurde und gegen den rechtliche Schritte eingeleitet wurden. Wie die Polizei mitteilte, wurde ein Mann im Zusammenhang mit den Vorfällen verhört. Eine Festnahme gab es zunächst aber nicht.
Medienberichten zufolge sollen deutlich mehr als 1000 Objekte über einen Zeitraum von mehreren Jahren gestohlen worden sein. Zudem soll es schon 2021 Hinweise gegeben haben – etwa, dass Objekte aus dem Museum auf einer Online-Auktionsplattform zum Verkauf angeboten wurden. Die Hinweise seien jedoch nicht ernst genommen worden.
Der Aufsichtsratschef des Museums, George Osborne, sagte in der Mitteilung, das Gremium habe Fischers Rücktritt angenommen. Er habe sich ehrenhaft verhalten, indem er sich mit den begangenen Fehlern auseinandergesetzt habe. «Niemand hat jemals an Hartwigs Integrität, seinem Engagement für den Beruf oder seiner Liebe für das Museum gezweifelt.»
Fischer hatte vor seinem Posten in London bedeutende deutsche Museen geleitet. Er war von 2006 an Direktor des Museums Folkwang in Essen. Im Jahr 2012 wurde er Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Dann wurde er nach London berufen. Ende Juli gab er bekannt, den Posten im Jahr 2024 abzugeben.