Es fliesst Blut. Rattenblut. Denn Fleisch ist knapp und teuer in London. Da muss man erfinderisch sein, so wie Mrs. Lovett. Mit Rattenfleisch füllt sie ihre Pasteten, später darf es dann auch gerne Menschenfleisch sein. Den Nachschub liefert ihr Sweeney Todd. Der Barbier, der aus Rache zum Massenmörder wird.
Der walisische Bassbariton und Weltstar Bryn Terfel singt und spielt diesen Sweeney. Und er macht es so innig, so ergreifend, dass man ihm sämtliche Morde verzeiht und tiefes Mitgefühl empfindet.
Hausherr Homokis Puppentheater
Andreas Homoki führt Regie und ganz ähnlich wie in früheren Arbeiten unterteilt er die Bühne in drei Spielebenen. Unten hausen die Ärmsten, die mittlere Ebene ist quasi die Strasse und darüber thront die Oberschicht.
Wie im Puppentheater sieht man häufig nur Oberkörper oder Köpfe, aber jede Bewegung ist einstudiert, jede Geste stimmt. Und sowohl die Maskenbildner als auch die Schneiderinnen haben ganze Arbeit geleistet. Da wurden meterlange Stoffbahnen zu dicken Röcken und Mäntel verarbeitet. Und wohl einige Töpfe Schminke eingesetzt um aus dem Chor eine ziemlich schaurige Gesellschaft zu machen. Passend zur schauerlichen Geschichte über den Massenmörder Sweeney Todd.
Menschenfleischpasteten im ¾ Takt
Der amerikanische Komponist Stephen Sondheim nennt «Sweeney Todd» eine schwarze Operette. Unüberhörbar ist seine Musik eine Mischung aus verschiedenen Genres. Da klingt Filmmusik mit, man erkennt Opernklänge oder auch mal einen Wiener Walzer, etwa wenn Mrs. Lovett aufzählt, welches Menschenfleisch welche Qualitäten hat.
«Sweeney Todd» wurde 1979 am Broadway uraufgeführt und mit acht Tony Awards ausgezeichnet. Bekannt wurde die Geschichte vom mörderischen Barbier auch durch die Verfilmung mit Johnny Depp.
(SRF1, Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 17:30 Uhr)