Die «Winterthurer Zeitung» solle «mit lokalen Geschichten ohne politischen Hintergrund ausgebaut werden», sagte Herausgeber und Blocher-Mitstreiter Rolf Bollmann anlässlich der Übernahme im August 2017 gegenüber dem «Landboten». Und: «Dass die Zeitung quasi von der SVP übernommen wird, ist dummes Zeug.»
Trotz dieser Ankündigung zeigt nun eine Studie des «Vereins für Medienvielfalt» gewichtige Verschiebungen im redaktionellen Teil der Zeitung.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie:
- Seit der Übernahme sind noch 47 Prozent der redaktionellen Artikel unpolitisch oder politisch neutral. Vorher waren es 92 Prozent.
- Vor der Übernahme wurde die SVP in 4 Prozent der Artikel genannt, danach in 30 Prozent der Artikel.
- Vor den Wahlen im März 2018 wurde die SVP in 62 Prozent aller Artikel erwähnt.
- Im selben Zeitraum fanden SP, Grüne und EVP keine Erwähnung.
Für die Studie hat der «Verein für Medienvielfalt» 44 Ausgaben ab März 2017 bis Dezember 2017 analysiert sowie 49 Ausgaben im 2018. Der Verein setzt sich ein für Medienvielfalt und sachbezogene Berichterstattung
Für Studienleiter und Medienwissenschafter Heinz Bonfadelli, ehemals Professor an der Universität Zürich, ist damit erwiesen, dass die «Winterthurer Zeitung» zu einer «SVP-Zeitung» geworden ist.
Es gibt ganz klar eine politische Tendenz.
Natürlich könne ein privater Verleger in seiner Zeitung schreiben, was er wolle, sagt Matthias Erzinger, Sprecher des «Vereins für Medienvielfalt». Das Problem: «Es wird behauptet, man sei neutral und unpolitisch, gleichzeitig hat man aber ganz klar eine politische Tendenz.» Diesen Widerspruch hätten sie aufzeigen wollen.
Rolf Bollmann von der Zeitungshaus AG wollte zu der Analyse der «Winterthurer Zeitung» nichts sagen. Er nehme sicher keine Stellung zu einer Studie eines linkspopulistischen Vereins und einem linken Medienwissenschafter, liess er via Mail ausrichten.