In der Berner Gemeinde Zollikofen wurde ein leerstehendes Altersheim mehrere Tage lang von einem Kollektiv besetzt, besprayt und belebt. Nach zweimaligem Ultimatum der Hausbesitzerin – der Gemeinde Zollikofen – wurde die Liegenschaft am Donnerstagmorgen von der Polizei geräumt.
Dass so ein Gebäude besetzt wird, damit müsse man rechnen, sagt Pascal Biedermann vom Verein «Unterdessen». Der Verein organisiert und vermittelt Zwischennutzungen.
SRF News: Was raten Sie Eigentümern von leerstehenden Liegenschaften – wie zum Beispiel einer Gemeinde?
Pascal Biedermann: Wir raten den Eigentümern immer, dass sie die Liegenschaften für Zwischennutzungen freigeben. Grundsätzlich ist leerer Raum eine Ressource, die man nutzen kann – bei Zwischennutzungen kann diese Ressource sogar besonders günstig genutzt werden. Zudem ist durch solche Projekte sichergestellt, dass der Raum nicht zerfällt. Und gleichzeitig hat die Gesellschaft etwas davon.
Muss sich eine Gemeinde also aktiv für Zwischennutzungen einsetzen?
Ich persönlich finde, die Gemeinde muss das machen. Sie hat eine gewisse gesellschaftliche Verpflichtung. Leerer Raum ist wie ein Brunnen ohne Wasser. Der Raum soll unter die Leute gebracht werden.
Sie raten allerdings davon ab, den leeren Raum als Wohnraum freizugeben.
Ja, das ist etwas, das man sich gut überlegen muss. Wo sollen die Leute, die für eine kurze Zeit in solchen Wohnungen leben können, nach Ablauf der Frist hin?
Zwischennutzungen sind nicht die Lösung, um günstigen Wohnraum bereitzustellen.
Zudem könnte da das Mietrecht verletzt werden. Unser Verein zieht da die Grenze: Wohnraum muss langfristig und unter klaren Bedingungen vermietet werden.
In Städten ist der Wohnraum knapp – und oft wird von Besetzern die Forderung laut, genau dort müsse es günstigen Wohnraum geben, wenn auch nur für eine kurze Zeit?
Zwischennutzungen sind nicht die Lösung, um günstigen Wohnraum bereitzustellen. Diese Frage muss man wahrscheinlich politisch regeln. Somit ist das eine Aufgabe der Städte und Gemeinden.
Gerade bei Zwischennutzungen gäbe doch es die Möglichkeit, völlig neue Wohnformen auszuprobieren?
Es braucht Platz für neue Wohn- und Lebensformen und Platz, um diese auszuprobieren. Es gibt keine Wissenschaft, keine Politik, keine Gesellschaft, die ohne Experimente auskommt. Solche Experimente brauchen wir. Deshalb haben die Gemeinden die Pflicht, das zu fördern.