Hitzesommer, Klimastreiks von Schülerinnen und Schülern, Debatten über Zersiedelung und Nachhaltigkeit: Alles spricht dafür, dass die Grünen schweizweit bei den National- und Ständeratswahlen Ende Oktober zulegen werden. Bereits bei den kantonalen Wahlen im vergangenen Frühling gewannen sie Sitze dazu – so im Kanton Luzern, wo die grüne Fraktion um acht Mitglieder anwuchs.
In kleinen Kantonen fehlen die Kandidaten
Allerdings: In der Zentralschweiz wird es für die Grünen wohl schwierig bis unmöglich, neue Sitze auf nationaler Ebene zu gewinnen. In Obwalden etwa gibt es zur Zeit gar keine Grüne Partei und in Nidwalden und Uri treten die Grünen nicht an.
Immerhin in Schwyz haben sich die Grünen nach stillen Jahren wieder formiert und wollen zu den Nationalratswahlen antreten. «Ziel ist es, uns wieder in Erinnerung zu rufen – und jenen Leuten, die in den vergangenen Jahren gerne grün gewählt hätten, zu signalisieren, dass sie das nun tun können», sagt Luca Steiner, Präsident der Schwyzer Grünen. Im Fokus stünden dabei die Kantonsratswahlen vom Frühling 2020.
Kleine Parteien auf verlorenem Posten
Grüne Themen stossen mittlerweile auch in den traditionell bürgerlichen Kantonen der Zentralschweiz auf mehr Resonanz – es bleibt aber schwierig, Sitze zu gewinnen: «Als kleine Partei lohnt es sich nicht zu kandidieren wenn es nur einen Nationalratssitz gibt», sagt Luzian Franzini, Vizepräsident der Grünen Schweiz.
Anderes Wahlsystem könnte Abhilfe schaffen
«Kleine Parteien sind mit dem jetzigen Wahlsystem benachteiligt», meint auch der Luzerner Politologe Olivier Dolder. Die Gewinner seien in der Regel die grossen Parteien: «Die Stimmen jener Wählerinnen und Wähler, die eine Kleinpartei wählen, wandern mehr oder weniger direkt in den Papierkorb.»
Abhilfe schaffen könnte hier die Einführung des Wahlsystems des sogenannten Doppelten Pukelsheim, so Dolder. Auf kantonaler Ebene ist das System vielerorts schon etabliert, etwa in Nidwalden, Schwyz oder in Zug.
Dabei werden die Parteienstimmen über die einzelnen Wahlkreise hinaus zusammengezählt und dann neu verteilt. Da so keine Stimmen verloren gehen, wird der Wählerwille genauer abgebildet. Eine Anpassung auf eidgenössischer Ebene würde aber voraussetzen, dass das nationale Parlament einen Systemwechsel beschliesst. Und das sei unwahrscheinlich, so Dolder.