Die Fakten zum Berner Staatsschatz lesen sich wie eine Legende: Kisten voller Gold und Silbermünzen lagerten unter dem Berner Ratshaus. Das Gewölbe war mit einem Tor mit acht Schlössern gesichert, acht Regierungsvertreter hatten je einen Schlüssel. Niemand wusste, wie gross der Schatz war - ihn zu zählen war verboten. Neben dem Edelmetall besassen die Berner auch Wertschriften. Sie waren zeitweise der grösste Investor am Londoner Finanzmarkt.
1798 raubte Napoleon den Staatsschatz und transportierte Karrenladungen voller Gold und Silber nach Paris - auch die Bären aus dem Bärengraben nahm er mit.
Über 600 Milliarden Franken
«Diese Geschichte faszinierte mich», sagt Christoph A Schaltegger. «Ich frage mich, wie gross der Schatz wirklich war, wieviel Wert er heute haben würde.» Mit einem Team trug er Fakten zusammen darüber, wie der Schatz damals zusammengesetzt war - das ergab ein Portfolio. Danach wollten die Ökonomen herausfinden, wie gross der Wert des Schatzes heute wäre. Dafür berechnete das Team Monat für Monat die Rendite des Portfolios. Im wahrscheinlichsten Szenario kamen die Wissenschafter auf einem Wert von über 600 Milliarden Franken. «Damit könnte Bern 115 Jahre darauf verzichten Steuern zu erheben», sagt Schaltegger.
Die Motive Napoleons
Der Wert des Berner Staatsschatzes war also immens. Für Schaltegger ist deshalb auch klar, dass der Schatz eine starke Motivation war für den Feldzug Napoleons. Doch er sagt auch: «Uns geht es nicht darum, für Bern etwas zurückzufordern - es geht um ein interessantes Gedankenspiel und darum, sich zu fragen: Was wäre wenn?», sagt Christoph A. Schaltegger.