Seit Corona ist da immer etwas zwischen Lea Zgraggen und den Menschen, die sie für die Spitex Nidwalden betreut: Der Mundschutz. Das ist unangenehm wenn es heiss ist, es stört aber vor allem bei der Kommunikation: Zgraggens Klienten hören zum Teil schlecht, von den Lippen ablesen können sie nun nicht mehr – und Patienten und Patienten mit Demenz verstehen die Mimik nicht mehr, wenn das halbe Gesicht abgedeckt ist.
Übertriebene Mimik hinter der Maske
Sie sei darum auf andere Gesten ausgewichen, sagt Lea Zgraggen: «Ich habe angefangen, die Augen übertrieben aufzureissen oder extrem stark zu blinzeln, um mit den Menschen trotzdem einigermassen kommunizieren zu können.»
Dennoch: Gerade demente Personen irritiere es, wenn sie vom Pflegepersonal mit Masken betreut würden; es sei schwierig, eine Vertrauensbasis herzustellen – doch genau die sei wichtig. Etwa, wenn es darum gehe, jemanden zum Aufstehen zu bewegen oder bei der Körperpflege zu unterstützen.
Aufwand ist gestiegen - und damit die Kosten
Die Maske ist aber nur eine der Veränderungen, die Einzug gehalten haben in den Arbeitsalltag der Spitex. So war gerade zu Beginn der Pandemie noch mehr Flexibilität gefordert als sonst. Als die Spitäler auf einmal ihre Betten für mögliche Corona-Fälle leerten, stieg die Zahl jener, die nach einer Operation zu Hause noch auf Nachbetreuung durch die Spitex angewiesen waren.
«Wir hatten im März innerhalb von zehn Tagen etwa dreimal so viele Eintritte wie normal», sagt Walter Wyrsch, Geschäftsführer der Spitex Nidwalden. «Da waren wir darauf angewiesen, dass unsere Angestellten deutlich mehr arbeiteten als eigentlich vereinbart. Sie haben Gewaltiges geleistet in dieser Zeit.»
Was ebenfalls dazu kam, waren die zusätzlichen Materialkosten – und der zusätzliche Koordinationsaufwand, weil sich die Spitex viel intensiver mit anderen Organisationen austauschen musste. Alleine der Spitex Nidwalden entstand dadurch ein Mehraufwand von mehreren zehntauschend Franken. Berappen muss sie diesen Betrag selber. «Diese Koordinationsleistungen können nur zu einem kleinen Teil den Krankenversicherungen in Rechnung gestellt werden», sagt Walter Wyrsch.
«Koordination kostet»
Immerhin habe man nun gesehen, wie wichtig die Zusammenarbeit der einzelnen Institutionen im Gesundheitswesen sei. Aber, sagt Wyrsch: «Koordination und Zusammenarbeit kostet – und irgendwie müssen wir das wieder finanziert bekommen.»
Natürlich gebe es ein unternehmerisches Risiko, das die Spitex Nidwalden auf sich nehmen müsse, sagt Wyrsch – man könne nicht wegen jedem Papiertaschentuch zum Kanton rennen und finanzielle Unterstützung verlangen.
Aber: Ein grosser Teil der Betreuungsbesuche dauere lediglich rund eine halbe Stunde, da es häufig nur darum gehe, jemandem zweimal am Tag ein Medikament zu verabreichen, sagt Wyrsch. Finanziell lohne sich das nicht. «Eine private Spitex würde so etwas nicht machen. Wir machen es aber, weil wir es als eine wichtige Dienstleistung erachten. Und für solche Themen muss die Politik nach der Corona-Krise jetzt schon sensibilisiert werden.»