SRF News: Jens Köhre, in Deutschland gibt es über 40 Autobahnkirchen. Nun möchten sie auch eine in Andeer, direkt neben der A13, bauen. Was fasziniert sie an dieser Idee?
Jens Köhre: Es ist überraschend, wie viele Menschen Autobahnkirchen besuchen. Es ist offensichtlich etwas, das die Menschen brauchen. Als ich vor 15 Jahren in die Schweiz kam, war ich überrascht, dass es hier so etwas gar nicht gibt.
Was macht eine Autobahnkirche aus?
Eine Autobahnkirche ist direkt neben der Autobahn gelegen und leicht zugänglich. Im Gegensatz zu anderen Kirchen wird sie nicht für Gottesdienste genutzt, sondern für das persönliche Gebet und es ist eher schlicht eingerichtet.
Die Idee der Autobahnkirche oder -kapelle lehnt sich an jene der Wegkapelle an. Es ist ein Ort, an dem man auf der Reise Einkehr halten kann, ein Ort für Gebete. Ist das heute eine zeitgemässe Form des Glaubens, dass die Autobahnkirchen so beliebt sind?
Ich meine schon, ja. Wir müssen dafür sorgen, dass die Kirchen wieder dort stehen, wo die Leute heute reisen. Das ist nicht die alte Kantonsstrasse, da gab es früher nämlich einmal eine solche Wegkapelle bei der Rofflaschlucht. Heute sind nur noch die Fundamente in der Erde. Wir möchten jetzt dafür sorgen, dass die Kapelle an den Ort kommt, wo die Leute heute durchreisen. Es scheint ein Bedürfnis zu sein.
Im Tal gibt es bereits viele Kirchen, darunter die in Zillis aus dem 12. Jahrhundert mit ihrer sehr bekannten Bilderdecke. Jens Köhre, braucht es eine weitere Kirche im Tal?
Wir haben ganz viele Kirchen, das ist eigentlich was verrücktes. Vielleicht mögen jene, die der Autobahnkirche kritisch gegenüber stehen, genau damit argumentieren. Aber all diese Kirchen stehen halt am falschen Ort. Sie sind als Dorf- oder Wegkirche gebaut worden. Mit dem Bau der Autobahnen haben sich aber die Wege geändert. Darum ist es sinnvoll, eine neue Kirche zu bauen, weil sie dann genutzt wird.
Das Gespräch führte Stefanie Hablützel.