Die Stadt Biel will die Gleichstellung von Mann und Frau in den Kaderpositionen der Verwaltung fördern. Am Freitagmorgen wurden die Massnahmen vorgestellt.
Die Stadt hat sich für drei Massnahmen entschieden, um mehr Frauen anzusprechen. Die Unterbesetzung von Frauen im Kader sei nicht selten eine Folge von hemmenden Faktoren bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ist die Bieler Stadtregierung überzeugt.
1. Sprache in der Stellenausschreibung
Besondere Aufmerksamkeit will die Stadt dabei den Inseraten bei der Stellenausschreibung schenken. Geschlechterspezifische Unterschiede und Stereotypen seien zu vermeiden.
«Die Wissenschaft kann belegen, dass die Formulierung eine grosse Rolle spielt», so die Expertin Esther-Mirjam de Boer. Sie ist Chefin der Firma Get Diversity, die Frauen für Verwaltungsräte und Geschäftsleitungen rekrutiert und vermittelt.
Viele Frauen fühlen sich nicht angesprochen.
Wenn man weniger Anforderungen hineinschreibe und sie anders formuliere, könn man den Frauenanteil der Bewerbungen massiv steigern. Frauen fühlten sich von stereotypisch formulierten Stellenausschreibungen schlicht weniger angesprochen als Männer.
2. Top-Sharing
Unflexible Organisationsmodelle seien für Frauen oft ein Hindernis. Deshalb will die Stadt Biel ihre Kaderpositionen neu aufstocken, damit 100 Prozent oder mehr zu vergeben sind und die Stelle einfach zwischen zwei Menschen aufgeteilt werden kann. Diese Massnahme nennt man «Top-Sharing», eine Wortkonstruktion aus Top (Chef) und Job-Sharing.
Top-Sharing funktioniert nicht immer.
Das sei von der Organisationskultur abhängig, ob die Massnahme erfolgreich ist, sagt de Boer. Die Ergebnisse dieser Massnahme seien durchzogen. Mal funktioniere es, mal nicht. «Aber wer es ernst meint mit der Diversity, muss verschiedene Massnahmen ausprobieren.»
3. Eigene Talente fördern
Schliesslich will die Stadt Biel Personen, die wollen und fähig sind, Verantwortung zu übernehmen, längerfristige Entwicklungsmöglichkeiten bieten.
Man soll die Frauen nicht fragen, sondern sei einfach befördern.
Man müsse früh das Führungs-Potential der Mitarbeiterinnen analysieren, so de Boer. Wichtig sei aber vor allem, wie man die Frauen für diese Frühförderung finde. «Fragt man Männer und Frauen bei gleicher Qualifikation, ob sie willig sind zu führen, gibt es grosse geschlechterspezifische Unterschiede.»
Fast 100 Prozent der Männer antworteten mit Ja, aber nur rund 30 Prozent der Frauen. Deshalb solle man nicht fragen, sondern die fähigen Personen einfach ernennen.
Gibt es denn überhaupt genügend Frauen?
Die Massnahmen der Stadt Biel sind nur sinnvoll, wenn es überhaupt eine Nachfrage der Frauen nach Kaderpositionen in der Stadtverwaltung gibt. Und diese gebe es durchaus, so die Expertin Esther-Mirjam de Boer. «Es gibt immer mehr gut ausgebildete Frauen, die zu 60 bis 80 Prozent Führungaufgaben übernehmen wollen.» Das Bieler Ziel, langfristig gleich viele Frauen wie Männer in Kaderpositionen zu beschäftigen, sei durchaus realistisch.