- In der Kinderbetreuung im Kanton Bern arbeiten traditionell viele Praktikantinnen und Praktikanten
- Die Kantonale Arbeitsmarktkommission (Kamko) will die Dauer solcher Praktika von 12 auf sechs Monate reduzieren
- Kitas befürchten steigende Lohnkosten und damit finanzielle Mehrbelastungen für Eltern
Praktisch in jeder Kita arbeiten Praktikantinnen und Praktikanten. Das hat historische Gründe: Früher mussten die meist jungen Frauen 18 Jahre alt sein, bevor sie die Ausbildung zur Kleinkindererzieherin beginnen konnten. In diesem Umfeld entstanden die Kitas. Diese sind auch heute noch auf die Praktikanten angewiesen.
Denn: 80 Prozent der Kita-Kosten sind Lohnkosten. Würden die Praktikanten alle durch ungelernte Arbeitskräfte ersetzt, stiegen diese Kosten nochmals um 20 Prozent, erklärt Mirjam Meyer von Profawo Bern gegenüber «10vor10». «Kinderbetreuung ist zeitintensiv, es braucht genügend Personal», sagt sie weiter. Das müsse nicht zwingend nur ausgebildetes Personal sein.
«Solche Praktika sind atypisch»
Der Kantonalen Arbeitsmarktkommission (Kamko) in Bern sind diese Praktika vor dem Lehrbeginn ein Dorn im Auge. «Solche Praktika sind atypisch», sagt Vizepräsident Claude Thomann. Normalerweise würden Praktika nach einer theoretischen Ausbildung absolviert, um bei der praktischen Arbeit neues Wissen dazuzulernen.
Neu sollen Praktika in Kinderkrippen nur noch sechs Monate dauern statt wie bisher üblich ein Jahr. Es sei denn, dem Jugendlichen wird ein Ausbildungsplatz in Aussicht gestellt, dann sind Ausnahmen möglich. Die neuen Regeln gelten ab August, Kontrollen folgen im Frühling.
Kamko spricht Empfehlungen aus
Wie wirksam sind aber diese neuen Regeln? Die Kamko hat keine gesetzliche Grundlage. Es sind lediglich Empfehlungen. Deshalb befürchtet beispielsweise die Gewerkschaft Unia, dass die neuen Regeln zahnlos blieben. «Wir befürchten, dass es zu wenige Kontrollen geben wird, und es ist fraglich, wie effektiv diese Massnahme umgesetzt wird», sagt Lena Frank. Die Kamko widerspricht: «Wir sind für die Beobachtung des Arbeitsmarktes zuständig», sagt Thomann. Wenn es zu Verstössen komme, seien die Gerichte zuständig.
In den Kitas der Profawo Bern von Mirjam Meyer nimmt man die neuen Regeln zur Kenntnis, weiss aber noch nicht genau, wie man sie umsetzen soll. Finanziell könne man die Eltern nicht noch weiter belasten, so Meyer. «Wir suchen nun nach einer Lösung, die weder dem Personal noch den Kindern schadet.» Wie diese aussehen könnte, ist noch unklar.