Am 12. Oktober 1944 geschah das Unfassbare: Das Schiff einer Hochzeitsgesellschaft aus dem Entlebuch stiess in der Luzerner Bucht mit einem Nauen zusammen und sank. Nur 13 Personen konnten sich retten, 20 kamen dabei um. Fast alle stammten aus dem Dorf Escholzmatt (siehe Box).
«Unglück war immer präsent»
Autor des Buches ist der Entlebucher Journalist Sämi Studer, Redaktor beim Regionaljournal Zentralschweiz von Radio SRF. Er ist der Enkel des überlebenden Bräutigams. Das Ereignis begleitete ihn deshalb seit seiner Kindheit: «Das Unglück war immer präsent in unserer Familie, es wurde auch darüber gesprochen; die anderen Verwandten taten sich aber eher schwer mit dem Thema.» Das Ereignis sie wohl nie richtig verarbeitet worden.
Für das Buch konnte Studer indes mit Betroffenen sprechen. Zudem verbrachte er viel Zeit im Luzerner Staatsarchiv, wo das Unglück gut dokumentiert ist. Den Hergang zeichnet das Buch akribisch nach, aus Sicht von verschiedenen Beteiligten. «Ich wollte die Sache möglichst genau aufarbeiten und so für die Nachwelt erhalten.»
Unglück nachgestellt
Ausführlich zitiert wird auch aus den Polizeiakten zum Unglück. Überrascht habe ihn, wie genau die damaligen Behörden den Fall aufgearbeitet hätten, sagt Studer : «Zum Beispiel wurde der Zusammenstoss zwischen dem Nauen und dem Motorboot mehrmals nachgestellt, am Tag und in der Nacht, um die Sichtverhältnisse zu klären.»
Ergänzt wird das Buch mit aktuellen Interviews, zum Beispiel mit dem Gründer der Luzerner Notfallseelsorge. «Die gab es damals noch nicht, die Überlebenden wurden umgehend auf den Polizeiposten gebracht, befragt und danach nach Hause geschickt oder begleitet, heute nicht mehr vorstellbar.»
Autor Sämi Studer macht sich im Buch auch sehr persönliche Gedanken: «Was wäre mit mir, wenn das Unglück nicht passiert wäre?» Das habe ihn auch schon als Kind beschäftigt. Sein Grossvater aber heiratete ein zweites Mal, aus dieser Ehe ging dann sein Vater hervor. «Deshalb glaube ich schon, dass dieses Unglück mich und die ganze Familie geprägt hat.»