Die Schweiz und viele andere Staaten haben sich vor einigen Jahren geeinigt, gegenseitig Bankdaten auszutauschen. Wenn also beispielsweise jemand mit Wohnsitz in der Schweiz ein Konto in Italien besitzt, dann schicken die Italiener künftig den Schweizer Steuerbehörden diese Bankdaten. Dieser «Automatische Informationsaustausch» (AIA) ist seit dem 1. Januar 2017 in Kraft, seit diesem Oktober fliessen nun erstmals Daten.
Und die Datenmenge, die in der Region Basel eintrifft, ist beeindruckend: Mehrere zehntausend Bankdaten seien es, die in Basel-Stadt bereits eingegangen sind, sagt Sven Michal, Generalsekretär des Basler Finanzdepartements: «Ich finde das sehr viel. Wir wussten im Voraus ja nicht genau, was auf uns zukommt.» Im Landkanton sieht es ähnlich aus. Andreas Schorno von der Baselbieter Steuerverwaltung rechnet mit über 60'000 Datensätzen.
Einforderun, zuordnen, überprüfen
Die Auswertung dieser Daten bedeutet für die Steuerbehörden einen grossen Aufwand. Zunächst müsse man sie beim Bund einfordern, wo die ausländischen Steuerbehörden die Daten hinschicken, dann müsse man sie den eigenen Steuerdossiers zuordnen und schliesslich überprüfen, ob man auf Konti stösst, die von den Steuerpflichtigen nicht angegeben wurden. Ob diese Arbeit mit dem bisherigen Personal geleistet werden könne, kann Sven Michal noch nicht einschätzen. Im Baselbiet wurden derweil bereits drei zusätzliche Stellen bewilligt.
Das ist ein Indiz, dass viele vorher undeklarierte Konten bereits offengelegt sein könnten.
Über den Inhalt der Daten, könne man noch nicht viel sagen, die Auswertungen würden erst beginnen. Allerdings sei es auffällig, dass seit der Bekanntgabe, dass die Schweiz Partnerstaat sein wird beim «Automatischen Informationsaustausch», sich sehr viele Steuerpflichtige selber angezeigt hätten. «Das ist ein Indiz, dass viele vorher undeklarierte Konten bereits offengelegt sein könnten.»
Ob die zehntausenden Kontodaten mehrheitlich privaten oder juristischen Personen zuzuordnen seien, sei ebenfalls noch unklar. Wahrscheinlich sei, sagt Schorno, dass hier ansässige Firmen, die auch im Ausland operativ tätig sind, dort mehrere Konti hätten. Gleichzeitig sei die Region Basel aus einem anderen Grund speziell, ergänzt Michal, weil hier überdurchschnittlich viele Menschen mit ausländischen Wurzeln lebten.
Ganz konkret sind die Informationen, welche die Schweizer Behörden erhalten, Bankkontoauszüge. Man wisse also jetzt, wer im Ausland Konti besitzt und wie viel Geld darauf zu finden ist. Daraus liessen sich indes auch Schlüsse auf andere Vermögenswerte ziehen. So könne man beispielsweise anhand der Kontodaten unter Umständen erkennen, ob jemand im Ausland ein Haus besitze. Und dann könne man überprüfen, ob dieses Haus in der Steuererklärung angegeben sei.
(SRF 1, Regionaljournal Basel, 17.30)