SRF News: Kaufen Sie selbst eigentlich auch noch klassisch bei Detailhändlern im Laden oder tun sie das nur noch online?
Roland Brack: Berufsbedingt kaufe ich natürlich sehr oft online ein – einerseits, um unsere eigenen Angebote zu testen, aber ich bestelle auch regelmässig bei anderen Online-Anbietern, um herauszufinden, wie die das machen und wie sich das als Kunde anfühlt. Aber daneben bin ich ein Mensch wie jeder andere, der ebenfalls im Detailhandel einkauft. Mir ist es wichtig, verschiedene Eindrücke zu haben und zu erleben, wie’s funktioniert.
Wenn wir das Angebot nicht machen, dann macht’s irgendwer sonst.
Sind Sie der Totengräber der Detailhändler, mit Ihrem grossen Onlinehandel und der Logistik im Rücken?
Nein, das kann man nicht so sagen. Sondern es ist einfach so, dass Kunden vermehrt online bestellen – wenn wir das Angebot nicht machen, dann macht’s irgendwer sonst. Vielleicht auch aus dem Ausland. Wir kämpfen dafür, dass wir die Arbeitsplätze in der Schweiz behalten können, es weiterhin Wertschöpfung gibt und nicht alles aus dem Ausland kommt.
Wenn aber ein grosser, ausländischer Online-Händler bei Ihnen anklopft – beispielsweise Amazon oder Zalando, die den Schweizer Markt entdeckt haben – wäre eine Zusammenarbeit denkbar?
Auf jeden Fall. Diese Anbieter sind ja heute schon in der Schweiz aktiv. Sie verkaufen in die Schweiz. Da wäre es natürlich naheliegend, dass wir auch für sie Schweizer Bestellungen ausliefern würden. Das wäre gar schneller. Wir machen hier keinen Unterschied – wir beliefern alle relevanten Online-Händler. Die Zusammenarbeit mit ausländischen Anbietern hätte den Vorteil, dass man Wertschöpfung in die Schweiz holen könnte.
Es darf auch mal etwas scheitern oder muss nicht perfekt sein.
Gibt es bereits konkrete Anfragen?
Nein, aktuell liegt nichts auf dem Tisch.
Die Räumlichkeiten im Logistikzentrum Willisau erinnern eher an ein Start-Up-Unternehmen. Gleichzeitig macht die Competec-Gruppe jährlich Millionen-Umsätze und Sie wollen weitere 50 Millionen Franken investieren. Wie passen diese Gegensätze zusammen?
Für mich passt das sehr gut zusammen. Denn mir ist es wichtig, dass wir nicht zu einem komplizierten, starren Konzern werden. Sondern dass wir uns weiterhin wie ein Start-Up verhalten können. Das heisst konkret, dass wir unsere Freude an neue Sachen bewahren und weiterhin neue Sachen ausprobieren – dass also auch mal etwas scheitern darf oder nicht perfekt sein muss. Das sind wichtige Bestandteile unserer Unternehmenskultur – und auch wichtig, damit man in der ganzen Digitalisierung und dem hochdynamischen Umfeld erfolgreich sein kann.
Ihre Firmen-Gruppe nennt sich Competec; viel bekannter ist aber die kleinere Marke Brack.ch, welche nach Ihnen benannt ist. Müsste also die Namensgebung nicht umgekehrt sein?
Competec ist halt einfach die Gruppe im Hintergrund, welche zum Beispiel die Logistik betreibt. Doch am Markt und in der Werbung agieren wir natürlich klar als Brack. Kommt dazu: Für mich ist nicht alleine die Grösse massgebend für die Namensgebung oder den Erfolg. Sondern die Qualität. Längerfristig zählt sowieso die Zufriedenheit der Kundinnen und Kunden.
Das Gespräch führte Dario Pelosi.