«Ich stand vor vier Jahren auf dieser Wohleibrücke über dem Wohlensee und dachte mir, hier wäre der richtige Ort für Moby Dick», sagt der Regisseur Mathis Künzler. Vier Jahre musste die Idee reifen – nun wird der Wohlensee tatsächlich ein Monat lang zum Wohlenmeer.
Eine solche Produktion ist mit aussergewöhnlich hohem Aufwand verbunden. Rund ein Dutzend verschiedene Ämtern im Bereich Naturschutz hat die Theatergruppe «vor Ort» von ihrem Projekt überzeugen müssen.
Weiter mussten die zwei Gemeinden Frauenkappelen und Wohlen bei Bern zustimmen, dass die Wohleibrücke während den Aufführungen gesperrt wird. Denn: Sie ist das Schiff – und somit Teil der Bühne.
Nicht gesperrt werden kann der Wohlensee selbst. «Wir müssen damit rechnen, von Booten und Schwimmern gestört zu werden», sagt Mathis Künzler. «Lustig wird es dann, wenn wir versuchen, dem Publikum ein Weltmeer vorzugaukeln und dann schwimmt eine Ente durch.»
Lustig wird es, wenn wir dem Publikum den Wohlensee als Meer verkaufen und dann schwimmt eine Ente durch.
Moby Dick ist eine Geschichte rund um die Menschheit und ihre Ressourcen. Oder um die Menschheit, die ihre Ressourcen zerstört. Im 19. Jahrhundert waren es Walfängercrews, die die Tiere im grossen Stil getötet haben. Die Thematik begleitete die Theatergruppe auch bei der Vorbereitung: Möglichst nachhaltig sollten die Requisiten produziert werden. Das Floss beispielsweise wurde aus Schrott zusammengebaut.
Nur das Wetter kann der Crew einen Strich durch die Rechnung machen. Zwar können die Schauspielerinnen und Schauspieler grundsätzlich auch bei kalten Temperaturen im Wasser spielen – sie tragen Neoprenanzüge. Aber das Publikum sitzt unter freiem Himmel. An der Generalprobe allerdings waren die meteorologischen Bedingungen perfekt und die Naturkulisse zeigte sich in ihrer vollen Pracht.