Wo finden sich in der Stadt Zürich ruhige Plätze - oder anders gesagt, wo kann der Mensch in einer hektischen 24-Stunden-Gesellschaft überhaupt Ruhe finden?
In einem Projekt des Instituts für Umwelt und Natürliche Ressourcen der ZHAW Wädenswil gingen zukünftige Umwelt-Ingenieurinnen und -Ingenieure diesen und anderen Fragen nach und suchten in den Zürcher Quartieren Albisrieden, Altstetten, Aussersihl und Wiedikon nach Orten der Ruhe.
Die wichtigste Erkenntnis aus dem Projekt: Um Ruhe zu finden, muss ein Ort nicht unbedingt ruhig sein. Ein Beispiel dafür ist das Winterlager des Zirkus Chnopf. Es befindet sich auf dem besetzten Koch-Areal, ein unruhiger Ort im wörtlichen und übertragenen Sinn. Die Besetzer machten mit Lärmklagen von sich reden, das Areal ist politisch hoch umstritten.
Studentin Sandra Hollenstein fand trotzdem auf dem Areal einen Ort, der zwar akustisch nicht ruhig ist, wo die Menschen aber trotzdem Ruhe finden: Der Garten des Zirkus Chnopf:
Der Garten, so Sandra Hollenstein, vermittle einen anderen Aspekt der Ruhe, eine innere Ruhe. «Der Garten entsteht, wo Menschen leben. Er kann überall entstehen und wir haben ihn gerne bei uns.» Bei der Arbeit im Garten könne man sich vertiefen, verlieren, das hätten ihr die befragten Leute bestätigt.
Im historischen Kern von Zürich Albisrieden vermittelt das Ensemble aus alten Riegelhäusern, der Kirche mit der Linde und dem Brunnen Identität und Sicherheit. Wiederum eine Ruhe, die nichts mit akustischer Stille zu tun hat.
Für das Projekt untersuchte Studentin Céline Guillod Strassen als mögliche Orte der Ruhe. «Der Ort hier vermittelt ein Zurückkommen in eine frühere Zeit.» Ihre Erkenntnis: Freiräume, wie dieser in Zürich-Albisrieden, sind wichtig in einer Stadt.
Früher brausten hier auf zwei Spuren Autos und Lastwagen Richtung Autobahn-Auffahrt. Die berühmt-berüchtigte Westtangente. Heute ist die Sihlfeldstrasse verkehrsberuhigt. Nebst mehr Ruhe hat das neue Verkehrsregime die Anwohner auch wieder näher zusammengebracht. Die Bewohner der linken und rechten Strassenseite reden wieder miteinander.
Alexander Andreae ging im Rahmen des Projekts ebenfalls den Strassen nach. Zu der Sihlfeldstrasse hat er einen persönlichen Bezug: Er machte hier die Lehre und erinnert sich gut an den permanenten Lärm. «Was der Wandel der Strasse unter den Anwohnern ausgelöst hat, ist doch sehr speziell», sagt Andreae. Hier gab erst der Wandel die Möglichkeit Ruhe und auch Nähe zu finden.
Im Rahmen des auf sieben Wochen angelegten Projekts untersuchten die Studierenden der ZHAW verschiedene Räume: Gärten, Strassen, Höfe, Wege, Pärke, Friedhöfe, Plätze und Wälder. Ihre gesammelten Resultate stellen sie in einer Ausstellung in der Stadtgärtnerei Zürich vor. In den nächsten Jahren sollen weitere Stadtkreise untersucht werden.