Familie Bott wohnt in Herisau. Im alten Holzhaus steht Mutter Regula im Zimmer ihres 13-jährigen Sohnes Manuel. Sie könne ihren Sohn individuell fördern und ganz gezielt auf seine Bedürfnisse eingehen.
Und nicht nur das: Das Homeschooling fördere auch den Familienzusammenhalt. Manuel Bott ist auf der ersten Sekundarstufe. So wie er werden in der Schweiz derzeit rund 500 Kinder zu Hause unterrichtet.
Tendenz steigend
Margrit Stamm, Erziehungwissenschafterin an der Universität Fribourg, stellt diese Entwicklung in einen grösseren Zusammenhang: «Der Trend zu Privatschulen ist ungebrochen. Und Homeschooling ist eine Art Privatschule für den kleinen Mann».
Diesen Trend spürt auch Appenzell Ausserrhoden. Hier hat sich die Anzahl Kinder, die von den eigenen Eltern daheim unterrichtet werden, seit dem Schuljahr 2008/2009 bis heute verdreifacht. Der Kanton ist bei Homeschoolern beliebt, weil die Handhabung als liberal gilt, erklärt Alexandra Schubert vom Bildungsdepartement. In der Zwischenzeit habe der Kanton seine Auflagen und Kontrollen allerdings verschärft.
Homeschooler schneiden gut ab
Wissenschaftlich sind die Auswirkungen von Homeschooling erst wenig erforscht. Die bisherigen Studien zeigen aber, dass Kinder, die daheim beschult werden, schulisch nicht schlechter abschneiden als ihre Kolleginnen und Kollegen an öffentlichen Schulen.
Für die Erziehungswissenschafterin Margrit Stamm von der Universität Fribourg liegt der wunde Punkt denn auch wo anders: Sie kritisiert den mangelnden sozialen Kontakt zu Gleichaltrigen.
Soziale Kontakte fördern
Diese Gefahr sieht auch Regula Bott. Sie habe ihre Kinder deswegen bewusst ermuntert, in die Pfadi oder in den Turnverein zu gehen, sagt die Zürcherin.
Manuel Bott sagt, er leide nicht darunter, dass er nicht auf dem Pausenplatz rumtoben könne. Er trifft sich abends mit Freunden. Freunde, die der 13-jährige Manuel eben nicht in der Schule, sondern im örtlichen Schwimmklub, kennengelernt hat.
SRF 1, Regionaljournal Ostschweiz, 17:30 Uhr