250 Lehrerinnen und Lehrer drücken in Gossau (SG) die Schulbank. Auf dem Stundenplan steht der neue Lehrplan. Michael Zahner ist Dozent für den Fachbereich «Natur, Mensch, Gesellschaft» an der Pädagogischen Hochschule St. Gallen: «Ich stelle das Material zur Verfügung und die Teilnehmer müssen forschend und selbständig eine Lösung finden.»
Wichtig ist nicht bloss, dass ein bestimmter Lernstoff unterrichtet wird, sondern, dass die Schüler damit umgehen können. Wenn Lehrer weniger Frontalunttericht machen und die Schüler sich ihre Fähigkeiten selbständig aneignen sollen, könnten gerade schwächere Schüler durch die Maschen fallen, befürchten Kritiker.
Eine Befürchtung, die Thomas Birri von der Pädagogischen Hochschule, nicht teilt: «Diese Kinder brauchen Unterstützung. Man kann diese Kinder nicht frei arbeiten lassen. Ich glaube nicht, dass schwächere Schüler wegen des neuen Lehrplans untergehen.»
Verhaltene Kritik
Am Weiterbildungsanlass an der PHSG in Gossau war von den Lehrern nur leise Kritik zu hören. Die meisten stehen der Neuerung positiv gegenüber. Brigitte Wiederkehr, die stellvertretende Leiterin des Amtes für Volksschule im Kanton
St. Gallen: «Die Lehrkräfte sind sehr pragmatisch. Wenn Bedenken vorhanden waren, konnten wir die meisten ausräumen.»
Der neue Lehrplan 21 sieht sechs Fachbereiche vor: Sprachen, Mathematik, Gestalten, Musik, Bewegung und Sport und Natur, Mensch, Gesellschaft. Auch wenn neue Begriffe verwendet werden, bleiben die meisten Unterrichtsinhalte unverändert.
Die ersten Lehrerinnen und Lehrer haben im Kanton St. Gallen mit der Weiterbildung zum Lehrplan 21 begonnen. Bis im Frühling 2017 sollen dann alle 6500 Lehrpersonen im Kanton eingefuchst sein. Für die anschliessende Einführung des Lehrplans in den einzelnen Schulhäusern sind die Schulleiter zuständig. Der Kanton stellt auch entsprechende Kurse zur Verfügung.