Der Politologe Patrick Emmenegger spricht Klartext. Die wuchtige Schlappe für Ständeratskandidat Thomas Müller habe auch damit zu tun, dass die SVP nach dem ersten Wahlgang nicht mehr an den Sieg geglaubt habe.
Paul Rechsteiner lag damals 12'000 Stimmen vor Müller. «Deshalb hat die SVP auch keine teure Kampagne mehr vor dem zweiten Wahlgang gemacht», sagt Emmenegger. Eben weil sie davon ausgegangen sei, dass das Rennen bereits verloren ist. Die fatale Dymanik: «Die SVP-nahen Wähler haben das wahrgenommen und sind dann umso mehr der Urne fern geblieben.»
Der SP gelingt, was der SVP misslingt
Umgekehrt ist es bei der SP gelaufen. Die Partei hat in den beiden Wochen vor dem zweiten Wahlgang nochmals viele Inserate geschaltet. Paul Rechsteiner und die Partei hätten damit eine viel grössere Präsenz erreicht als die SVP. Und die SP habe damit viele Wähler erreicht im bürgerlichen Lager - etwas, was der SVP misslungen ist.
Auffallend für Emmenegger ist, dass die SVP es nach wie vor kaum schafft, Ämter wie einen Ständeratssitz zu erobern. Und das obwohl sie die stärkste Partei ist, gerade im Kanton St. Gallen. «Sie eckt nach wie vor mit ihrem zuweilen ruppigen Ton gegenüber andern Parteien an. Also bei den Parteien, die sie eigentlich brauchen würde für grosse Wahlen.» Die SVP müsse in diesem Punkt ihre Strategie wechseln. Erst dann bekomme sie die Unterstützung der bürgerlichen Wähler.