Im Sommer sind zwei neue Flüchtlingsgruppen im ehemaligen Internat Marienburg in Thal SG angekommen. In einem halben Jahr werden sie auf ihr neues Leben in der Schweiz vorbereitet. Am wichtigsten dabei ist das Erlernen der deutschen Sprache. Weil viele der Flüchtlinge bis jetzt noch nie eine Schule besucht haben, mussten die Lehrer in der Marienburg den Unterricht entsprechend anpassen.
Die Flüchtlinge wurden vom UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR ausgesucht. Es sind alles Leute, welche vom Krieg schwer traumatisiert sind: sie haben Angehörige verloren, wurden gefoltert oder schwer verletzt. Der Bundesrat hat darum entschieden, die Menschen aus humanitären Gründen in die Schweiz zu holen. Ein wichtiger Fokus liegt darum auf der Trauma-Behandlung.
Zuhören und Vertrauen aufbauen
Einmal pro Woche kommt der Psychiater Hossam Abdel-Rehim ins Asylzentrum. Der Arzt mit ägyptischen Wurzeln ist Spezialist für Trauma-Behandlungen. Bei der Therapie sei die Heilung aber nicht das oberste Ziel. «Die Leute müssen lernen die Vergangenheit als einen Teil ihres Lebens zu akzeptieren. Und sie müssen lernen im Hier und Jetzt zu leben», sagt der Psychiater.
Ämtliplan und weniger Sackgeld
Die Flüchtlingsfamilien in der Marienburg müssen im Haushalt mithelfen: Tisch decken, WC reinigen, Abwaschen. Für die Arbeiten gibt es einen Ämtliplan. Wer die Arbeiten nicht ausführt, erhält weniger Sackgeld. So sollen die Flüchtlinge die Schweizer Gepflogenheiten kennenlernen. Nach einem halben Jahr werden die Flüchtlinge einer St. Galler Gemeinde zugeteilt. Ziel ist es, dass die Flüchtlinge auch eine Arbeitsstelle finden.
Gesunde Schweizer Küche
Murad Hassan macht seit drei Monaten ein Praktikum als Koch in einem Restaurant im St. Galler Rheintal. Er hat bereits in Syrien und im Libanon als Koch gearbeitet. Die Arbeit in der Küche ist für ihn darum nicht neu. Gewöhnungsbedürftig seien aber die Menüs: «In Syrien kochen wir mit viel Öl. In der Schweiz ist das Essen viel gesünder und hat weniger Kalorien», sagt Hassan.
Die Betreuung der Flüchtlingsfamilien wird von der Vereinigung der St. Galler Gemeindepräsidenten organisiert. Präsident Beat Tinner ist mit dem Ablauf des Programms grundsätzlich zufrieden. Es sei sinnvoll, dass Flüchtlinge, welche hier bleiben dürfen, schnell auf die Gemeinden verteilt und in den Arbeitsmarkt integriert werden. Sorgen machen ihm allerdings die Kosten. «Vom Bund bekommen wir nur eine Pauschale. Für teure Fälle gibt es keine Kostendeckung. Das wird die Gemeinden sehr viel kosten», sagt Beat Tinner.