Es soll die erste Überquerung des Pazifiks mit einem Solarflugzeug werden. Der 62-jährige André Borschberg sieht in dem Versuch, allein mit Sonnenenergie sechs Tage am Stück von Ostchina nach Hawaii zu fliegen, sein grösstes fliegerisches Abenteuer. Aber das Wetter kann tückisch werden.
Was sind die Risiken und Herausforderungen des Pazifik-Überfluges?
André Borschberg: Er dauert sechs Tage und sechs Nächte. Wir müssen an einem Stück fliegen, indem wir die Sonne als einzige Energiequelle nutzen. So müssen wir einen Kurs finden, der es uns erlaubt, auch durch die Nacht zu fliegen. Der Pazifik hat manchmal schwierige Wetterbedingungen, deswegen mussten wir darauf warten, bis das schlechte Wetter vorbeizieht. Es ist extrem schwierig und heikel. Wenn es einfach wäre, wäre dieser Pionierflug schon viel früher gemacht worden.
Auf welche Notfälle sind Sie vorbereitet?
Wenn alles schief läuft, kann ich immer noch mit dem Fallschirm, einem Rettungsboot und Versorgungsgütern abspringen. Mein Partner Bertrand Piccard und ich haben mit der deutschen Marine geübt, wie man mit dem Fallschirm aus einem Flugzeug springt, mit der Situation umgeht und überlebt. Aber hoffentlich muss ich nicht auf dieses Training zurückgreifen.
Sie werden immer nur maximal 20 Minuten am Stück schlafen können. Wie gehen Sie gegen die Müdigkeit an?
Das Cockpit ist nicht so gross, dass ich aufstehen könnte. Aber ich kann liegen und Gymnastik machen. Wir haben Yoga-Techniken trainiert, um Körper und Geist zu stimulieren und gegen Müdigkeit zu kämpfen.
Was sind die anderen körperlichen Herausforderungen?
Es wird sowohl heiss als auch kalt werden. Wenn das Flugzeug höher steigt, fallen die Temperaturen drinnen auf minus 20 bis 40 Grad. Wir wollen keine Energie verbrauchen, um das Cockpit zu heizen. Deswegen werde ich warme Kleidung und Isolationstechnik nutzen, um mich zu schützen. Aber wenn das Flugzeug am Tag niedriger fliegt, fühlt es sich wie ein warmer Sommertag an, deswegen muss ich ständig von dicker zu dünner Kleidung wechseln.
Sind Sie auch innerlich vorbereitet?
Der Flug über den Pazifik ist die grösste fliegerische Herausforderung, die ich jemals angenommen habe. Für einen Teil kann man trainieren, aber man kann sich nicht auf alles vorbereiten. Es wird die schwierigste Situation, in der ich jemals gewesen bin. Meine Familie, besonders meine Frau und Kinder, unterstützen mich sehr. Und ich habe ein grossartiges Team. Es ist sicher persönlich herausfordernd und eine interessante Gelegenheit, mein Innerstes zu erkunden. Zu sehen, wie ich mich in stressigen Situationen verhalte, wenn ich müde bin, schwitze und erschöpft bin. Ich gehe mit einer sehr positiven geistigen Einstellung an die Sache ran.
Was ist das Ziel des Projekts?
Unser Ziel ist es, die Möglichkeiten grüner Technologie aufzuzeigen. In einem sehr energieeffizienten Flugzeug zu fliegen, das nur mit Sonnenenergie fliegt, war eine Idee, die viele Partner aus verschiedenen Feldern angezogen hat. Die Technologie kann in vielen einfachen Dingen angewandt werden – wie etwa Hausgeräte, Beleuchtung, Isolierungsmaterialien etc. Wir wollen das Bewusstsein verändern und zeigen, dass wir keine besonders komplizierten Dinge brauchen, um Energie zu sparen. Wenn es möglich ist, es in einem Flugzeug zu tun, dann schaffen wir es erst recht am Boden.