Mario Balotelli. Das ist der Torjäger, der an der EM 2012 zwei Tore gegen Deutschland schoss und sich das Leibchen von der Brust riss. Mario Balotelli wurde gefeiert und bejubelt – obwohl er aus Afrika stammt.
Doch das ist längst nicht immer so im italienischen Fussball. Rassistische Sprüche und Pöbeleien hört man in vielen Stadien landauf landab. Lazio Rom ist besonders oft betroffen und wurde deswegen erst vor kurzem gebüsst: Ein Teil ihrer Ultras gilt als Speerspitze rassistischer und faschistischer Fans in Italien. Dieser Teil hatten in einem Spiel zwei schwarze Spieler ausgebuht, beschimpft, geschmäht.
Die Verherrlichung des Dritten Reiches und Rassismus finden längst nicht nur in den italienischen Stadien statt.
Eine Provokation zu viel
Die Kurve, in der dieser Pöbel jeweils grölt, musste zur Strafe geschlossen bleiben. Und trotzdem schafften es die Ultras am Sonntag erneut, ins Stadion zu gelangen. Dort klebten sie als ultimative Provokation Aufkleber von Anne Frank an die Wände. Anne Frank, die das dunkelrote Leibchen des Erzrivalen AS Roma trägt.
Die Gegner, das sind die Juden. Das ist ihre Botschaft. Die Gegner dieser Ultras waren aber auch schon Schwule oder eben Schwarze. Viel zu oft geschieht nach solchen Exzessen rein gar nichts. Doch das Bild von Anne Frank auf diese Weise zu besudeln, hat einen Aufschrei provoziert. «Wir sind alle Anne Frank», schreibt die Zeitung «La Repubblica» heute.
Ein gesellschaftliches Problem
Fragt sich, wie lange diese Empörung anhält. Das italienische Parlament hat eine grosse Schublade, in der nicht behandelte Vorstösse liegen. Eine dieser Vorstösse fordert, auch in Italien den Verkauf von faschistischen Symbolen unter Strafe zu stellen. Würde er angenommen, dann wäre es auch in Italien verboten, ein Bierglas mit dem Gesicht Benito Mussolinis oder Weinflaschen mit dem Konterfei Adolf Hitlers zu verkaufen.
Denn die Verherrlichung des Dritten Reiches und Rassismus finden längst nicht nur in den italienischen Stadien statt. Der Vizepräsident des italienischen Senats verglich 2013 eine Ministerin mit schwarzer Hautfarbe mit einem Orang-Utan – ungestraft. In Italien verebbt die Empörung über rassistische Ausfälle oft sehr schnell. Der genannte Parlamentsvorstoss droht erneut zu versanden.