Starkregen, Hagelstürme und immer wieder Temperaturen, die eher für Windjacke als Badehose sprechen. Für viele ist der Sommer bislang vor allem ein Ärger. Etwas wirklich Aussergewöhnliches ist er aber (noch) nicht, weiss SRF-Meteorologe Gaudenz Flury.
SRF News: Das Wichtigste vorab – kommt der Sommer noch irgendwann?
Gaudenz Flury: Schon am Wochenende wird es ziemlich sonnig und rund 25 Grad warm, nass wird es an den meisten Orten nur in der Nacht auf den Sonntag. Wie der Rest des Sommers wird, das weiss ich natürlich nicht, das wäre Kristallkugel-Lesen. Der Sommer ist ja erst eineinhalb Monate alt. Ich bin aber guter Dinge, dass wir im Juli oder August noch heisses Sommerwetter haben werden.
Es ist gut möglich, dass sich auch bei uns noch eine eigene Hitzewelle aufbaut.
Besteht eine Chance, dass die Hitzewelle aus Nordeuropa noch zu uns kommt?
Nein, die Hitzewelle aus Nordeuropa wird definitiv nicht zu uns kommen. Dafür müsste sich die skandinavische Luft zu uns bewegen, das tut sie nicht. Es ist aber gut möglich, dass sich auch bei uns im Verlauf des Sommers noch eine eigene Hitzewelle aufbauen könnte.
Der Frühling gefühlt kalt und verregnet, der Sommer über weite Strecken inexistent: Wem oder was darf man die Schuld dafür geben?
Der Wetterlage. In dieser Südwestlage mit Tiefdruckgebieten über Grossbritannien oder Frankreich erreichte uns immer wieder feuchte und labile Luft und damit vermehrt Schauer und Gewitter.
Dann ist das alles völlig normal?
Wie gesagt, der Sommer hat erst begonnen und der Juni war insgesamt auch nicht kalt. Im Gegenteil, der erste Sommermonat war sehr warm, mehrere Grad über der Norm. Der Juli ist noch jung, bis jetzt war er etwas kälter und nasser als der Durchschnitt vergangener Jahre, aber auch das kann sich noch ändern. Etwas speziell ist allenfalls, wie lange diese Südwestlage anhält. Überhaupt ist es jeweils eher die Summe von Wetterlagen, die speziell ist. Wie zum Beispiel die recht zahlreichen Hagelereignisse im Juni mit Hagelkörnern von zum Teil über sieben Zentimetern Durchmesser.
Auch in einem veränderten Klima bleibt die Bandbreite möglicher Wetterlagen gross.
Dieser Tage immer schnell zur Hand ist die Frage: Ist das jetzt der Klimawandel, müssen wir uns die Sommermonate in Zukunft vermehrt so vorstellen?
Nein, das würde ich nicht sagen, aber ich bin kein Klimawissenschaftler. Wir hatten in den letzten Jahren ja auch einige sehr trockene und heisse Sommer. Was aber eher mit dem Klimawandel in Zusammenhang steht, ist die erwartete Zunahme von sogenannten Starkregen-Ereignissen, das konnte man auch bereits statistisch zeigen. Generell muss man sich aber vor Augen führen, dass auch in einem veränderten Klima die Bandbreite möglicher Wetterlagen gross bleibt.
Das Gespräch führte Michael Fröhlich.