Es begann mit juckenden Stichen am Bauch und an den Beinen. Die Familie hatte drei Nächte im Unterwallis in einem guten Hotel übernachtet. «Am Abreisetag kratzte sich die Tochter heftig und wir dachten an Mückenstiche», sagt die Mutter. Tags darauf hatte auch sie grossflächig Stiche, dann ihr Mann.
In der Apotheke empfahl man ihnen ein Antiallergikum und meinte, es wären womöglich Flohbisse. Angesichts der arg zerstochenen Arme und Beine fuhr die Familie schliesslich nicht wie geplant ins Tessin, sondern blieb für den Rest der Ferien zuhause.
Wir sind schon viel gereist. Nie hätten wir erwartet, dass uns das in der Schweiz passiert.
Die Stiche liessen der Mutter keine Ruhe, und sie informierte das Hotel über die «Flohbisse». Nach zwei Tagen antwortete das Hotel, man gehe der Sache nach. Erst eine Woche später kam die Bestätigung, dass eine Schädlingsbekämpfungs-Firma im besagten Zimmer Bettwanzen gefunden hatte. «Unglaublich», sagt die Mutter. Sie und ihr Mann seien viel gereist. Nie hätten sie erwartet, dass ihnen das in der Schweiz passiert.
Ein anderes Hotel weist sie darauf hin, dass Bettwanzen ins Gepäck steigen und so die Gefahr bestehe, die Tiere bei sich zu Hause einzuschleppen.
Tipps von Gabi Müller, Leiterin Schädlingsprävention und -beratung, Stadt Zürich
Kosten für Bekämpfung: Rund 4000 Franken
Zwei Tage später kam ein Kammerjäger zusammen mit einer Hundeführerin zur betroffenen Familie. Die Suchhunde sind spezialisiert, Bettwanzen zu riechen. Bettwanzen sind sehr klein, ausgewachsen so gross wie ein Apfelkern. Tagsüber verkriechen sie sich in Spalten oder hinter Abdeckungen. Die beiden Hunde zeigten im Schlafzimmer der Eltern und der Tochter an. Und auch bei den Koffern, die im Wallis mit dabei waren.
Kammerjäger Ralph Stadler führte eine Hitzebehandlung durch. Das sei die wirksamste Art, die Bettwanzen loszuwerden, sagt der Fachmann. Während 48 Stunden werden die beiden Zimmer auf nahezu 60 Grad erhitzt. Die Vorbereitungen sind aufwändig: In den Zimmern muss alles auseinandergenommen werden, die Kleider bei 60 Grad gewaschen oder im Tumbler heiss getrocknet werden. Ralph Stadler schätzt die Kosten für die Behandlung auf rund 4000 Franken.
Hilfreiche Links:
- Stadt Zürich: Schädlings-Prävention und -Beratung Stadt Zürich: Schädlings-Prävention und -Beratung
- Stadt Zürich: Merkblätter Schädlinge Stadt Zürich: Merkblätter Schädlinge
- SRF «Ratgeber»: In den Ferien lauern die Bettwanzen SRF «Ratgeber»: In den Ferien lauern die Bettwanzen
- BA für Umwelt: Informationen zur Bettwanze BA für Umwelt: Informationen zur Bettwanze
Bekämpfung durch Fachleute
Die Bekämpfung von Bettwanzen zuhause gehört in die Hände von Fachleuten, sagt Gabi Müller, Leiterin Schädlingsprävention und -beratung bei der Stadt Zürich. Seit 2006 nehmen Anfragen zu Bettwanzen bei ihrer Abteilung stark zu. Bei undefinierbaren Stichen empfiehlt sie, die Insekten zu suchen und von einer Fachperson bestimmen zu lassen. Sie rät, wer zerstochen aus den Ferien zurückkehrt, soll das Gepäck erst gar nicht in die Wohnung nehmen, sondern auf dem Balkon auspacken und die Kleider bei 60 Grad waschen.
Das Hotel hat der Familie versichert, die Kosten für die Umtriebe zu begleichen. Und das muss es auch, erklärt Franco Muff, Ombudsman der Reisebranche: «Wenn der Verdacht bestätigt ist, dass man sich die Bettwanzen in der letzten Unterkunft geholt hat und die Tiere jetzt in der eigenen Wohnung sind, ist der Betreiber der Unterkunft schadenersatzpflichtig, zu welchem Prozentsatz muss man prüfen. Aus meiner Sicht kann das bis zu 100 Prozent sein.»
Trotzdem ist die Familie von der Reaktion des Hotels enttäuscht: Es hätte sehr lange gedauert bis das Hotel den Bettwanzen-Befall bestätigte. In dieser Zeit habe man nichtsahnend die Koffer ausgepackt und sei ins Ferienhaus der Grossmutter gereist. Diese Woche muss auch dieses Haus mit Spürhunden gecheckt werden.