Das ist die Geschichte eines Mannes, der bei einem Detailhändler ein Kundenkonto eröffnen wollte und dabei von einem Betreibungsverfahren gegen ihn erfuhr, von dem er bisher nichts wusste. Die Geschichte könnte jedem und jeder widerfahren.
Der Mann heisst Daniel Brechbühler. Er arbeitete ein Vierteljahrhundert für das Internationale Komitee des Roten Kreuzes als Chirurg und Gesundheitskoordinator in über einem Dutzend Kriegsgebieten. Jetzt nimmt er es gemütlicher, geht öfters in der Landi in Bellmund bei Biel einkaufen. Als er dort ein Kundenkonto eröffnen wollte, hiess es: Geht nicht. «Man sagte mir, ich hätte eine miserable Bonität», erzählt Daniel Brechbühler. Wie viele Detailhändler, Verkehrsbetriebe, Reisebüros oder Banken checkte Landi Brechbühlers Zahlungsverhalten in der Bonitäts-Datenbank Crif Teledata. Dort ist der Arzt als kreditunwürdig mit der tiefst-möglichen Bonität registriert.
Ein Datenblatt für zwei Personen
Am Telefon erfuhr er von den Einträgen in seiner Fiche. Dort waren zwölf Wohnorte aufgelistet. Doch nur an drei Orten hatte er wirklich gelebt. Beim Geburtsdatum stimmte zwar die Jahreszahl, aber nicht der Tag und der Monat. Dass er für 1580 Franken betrieben worden sei, stimmte nicht. Aber er war korrekt als einziges Mitglied des Verwaltungsrats seiner Firma Hochrain AG aufgeführt. Ein wahres Durcheinander.
Landi war unkompliziert, vertraute den Aussagen des Arztes mehr als den Daten von Crif und eröffnete sein Kundenkonto. Tatsächlich stimmte der grösste Teil der von Crif gespeicherten Daten nicht. Crif Teledata erklärt die grösstenteils falsch gespeicherten Daten über Daniel Brechbühler damit, dass ihr Computer zwei Daniel Brechbühler verknüpft hatte: «Uns wurde ein Umzug beider Personen gemeldet. Da beide denselben Namen und dasselbe Geburtsjahr aufweisen sowie beide auch in Interlaken wohnhaft waren, lagen uns keinerlei widersprüchliche Daten vor, die eine Fehlverknüpfung nahelegen würden.»
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Daten wandern von Crif zu Moneyhouse
Vom Tisch war damit das für Brechbühler ärgerliche Ereignis nicht. Denn Daniel Brechbühlers falsche Daten tauchten auch in Moneyhouse auf, einer Wirtschafts-Datenbank für Firmen. Wer sich bei Moneyhouse über eine Firma informieren will, gerät mit drei Klicks und einer kleinen Gebühr auch an die – in diesem Fall falsche – Bonitätsauskunft des Firmenbesitzers. Bei Daniel Brechbühler riet Moneyhouse zur Vorsicht: «Es liegen Informationen vor, welche die Bonität schwerwiegend negativ beeinflussen. Wir empfehlen Ihnen mindestens eine aktuelle Betreibungsauskunft einzuholen. (…) Gegebenenfalls ist es ratsam, das Geschäft nur gegen Vorkasse oder teilweiser Vorkasse durchzuführen.»
Moneyhouse schreibt, man trenne bonitätsrelevante Informationen zu Firmen und deren Geschäftsführern oder Verwaltungsräten strickte: «Es gibt weder eine Verknüpfung noch stellen wir in unseren Auskünften zu Firmen bonitätsrelevante Informationen zu den eingetragenen Personen dar.» Tatsächlich macht Moneyhouse keine direkte Verknüpfung. Doch per Mausklick kann man die privaten Bonitätsdaten der Firmen-Verwaltungsräte abrufen.
Heikel, wenn der Chef einer Firma in den roten Zahlen steckt. Unglaublich, wenn diese Informationen falsch sind. «Das kann dann rufschädigend sein», sagt Daniel Brechbühler. «Hier werden fahrlässiges Daten verbreitet, die nicht stimmen. Und es ist schwierig, dagegen vorzugehen.»