Mark Davis ist gross gewachsen, mit kurzen grauen Haaren und einem wachen Blick durch eine randlose Brille. Wäre der 64-Jährige ein Emoji, dann vielleicht der Weihnachtsmann, der ihm mit seinem grauen Bart nicht unähnlich sieht.
Aber Mark Davis ist kein Weihnachtsmann, sondern Software-Ingenieur. Seit gut fünf Jahren arbeitet er bei Google in Zürich.
Dort kümmert sich Davis darum, dass Software und Dienste leicht an andere Sprachen und Kulturen angepasst werden können. Etwas, womit er als Mitgründer und Präsident des Unicode-Konsortiums viel Erfahrung hat.
Das Unicode-Konsortium definiert mit seinem Standard, wie Schriftzeichen und Symbole in allen Sprachen und auf allen elektronischen Geräten korrekt dargestellt werden. Damit koordiniere es «nicht weniger als die elektronische Kommunikation sämtlicher Kulturkreise der Erde», schrieb die NZZ einmal.
Kleine Zeichen mit grosser Wirkung
Lange Zeit interessierte das nur Fachleute. Aber seit im Oktober 2010 die ersten Emojis in den Unicode-Standard aufgenommen wurden, steht die Arbeit des Konsortiums plötzlich im Licht der Öffentlichkeit.
Und das, obwohl die etwas über 1000 Emojis – Varianten wie Hautfarbe oder Geschlecht nicht mitgezählt – nur knapp ein Prozent aller Zeichen des Standards ausmachen.
Allerdings: Es sind die einzigen Zeichen, die bald ihren eigenen Kinofilm haben. Und auch die einzigen, denen ein Tag im Jahr gewidmet ist, der World Emoji Day – mit einer eigenen Hymne.
Zu spezifisch darf es nicht sein
Auch Mark Davis kommuniziert gerne mit Emojis. Er hat auch einen Liebling: Das Emoji, das mit den Augen rollt. Und er freut sich auf ein neues, das bald kommen wird und eine hochgezogene Augenbraue hat.
Neue Emojis vorschlagen können alle. Dabei braucht es aber eine gute Begründung, weshalb es unbedingt nötig ist. Denn was einmal in den Unicode-Standard aufgenommen wird, bleibt für immer drin.
Emojis, die einen kurzlebigen Trend abbilden, haben deshalb keine Chancen. Und auch kommerzielle, Firmenlogos etwa, kommen nicht in Frage. Am wichtigsten sei, dass ein neues Emoji breit genutzt werde und nicht zu spezifisch sei, sagt Mark Davis.
Eines, das einen bestimmten Pilz abbilden soll, der nur auf einem bestimmten Baum in Mosambik wachse, würde dem Anspruch zum Beispiel nicht genügen. Und auch ein Emoji für einen bestimmten Schweizer Käse, sagt Davis später noch, wäre chancenlos. Denn schliesslich gibt es schon ein Käse-Emoji.
Zu wenig Mitspracherecht?
Am Ende sind es aber die Mitglieder des Unicode-Konsortiums, die darüber bestimmen, welche Vorschläge tatsächlich zum Emoji werden und welche nicht. Die Mitgliedschaft steht jedem offen. Doch in der Praxis sind es vor allem Vertreter grosser Technologie-Firmen wie Google, Apple, Microsoft oder IBM, die den jährlichen Mitgliederbeitrag von 18'000 Dollar bezahlen und über neue Emojis abstimmen können.
Einigen Kritikern ist dieser Prozess zu restriktiv. Sie sagen, Emojis seien eine neue Art von Sprache; kein Gremium könne darüber bestimmen, welche Worte zu einer Sprache gehörten und welche nicht.
Mark Davis mag diese Kritik nicht teilen. Emojis seien etwas anderes als Sprache. Die Leute fänden sie amüsant, und der Umgang mit ihnen sei spielerisch.
Im Gegensatz zu anderen Zeichen und Symbolen sei die Absprache mit den Vertretern der Technologie-Firmen bei der Auswahl neuer Emojis wichtig. Schliesslich wolle das Unicode-Konsortium keine Emojis in den Standard aufnehmen, die anschliessend von keinem Gerätehersteller übernommen werden.