Am oberen Zürichsee flog diese Woche ein Falke über einen Rebberg – gesteuert von einem menschlichen Piloten am Boden. «Robird» heisst das mechanische Tier. Es ist eine Drohne, die dem lebenden Vogel verblüffend ähnlich sieht. Noch verblüffender ist, dass das Gerät auch so fliegt wie ein Vogel: Durch Schlagen der Flügel. Der mechanische Vogel beherrscht Gleitflug und stehendes Fliegen an Ort im Gegenwind – ein technisches Meisterstück mit Teilen aus dem 3D-Drucker, speziellen Motörchen und viel Elektronik.
Erfunden haben den Fake-Falken holländische Tüftler, eingesetzt wird er bereits auf mehreren grossen Flughäfen. Dort vertreibt er echte Vögel, die den Flugzeugen in die Quere kommen, eine erhebliche Gefahr, wenn sie in deren Triebwerke geraten.
Der Einsatz im Weinberg dagegen ist neu, die paar Dutzend Winzer vor Ort entsprechend neugierig und auch kritisch: Kann ein Roboter-Falke tatsächlich die herkömmlichen Methoden ersetzen, wie sie sich heute gegen Vögel wappnen, vor allem Stare (Netze, Böllerschüsse und andere akustische Signale).
Wirklich gut findet das niemand: Lärm wird von der Gesellschaft immer weniger geduldet, vor allem in der Nähe von Wohngebieten; Netze sind für die Stare oft kein Hindernis: Die munteren Gesellen sind nämlich intelligent und finden immer wieder Möglichkeiten, an die begehrten Trauben zu gelangen. Besonders störend an den Netzen: Oft verheddern sich Igel darin, die dann einen langsamen Tod erleiden.
Robird könnte deshalb wirklich gute Dienste leisten, in dem er als gefürchtetes Raubtier die Stare in Angst und Schrecken versetzt und vertreibt. Ob das zuverlässig funktioniert und ob die Vögel nach wenigen Tagen gelernt haben, dass sie am Rebberg nichts zu suchen haben, werden die ersten Tests zeigen.
Drohnen retten Rehkitze
Im Mai mähen viele Bauern ihre Wiesen, ausgerechnet in der Zeit, in der Rehe ihre Jungen werfen. Die verstecken sich gerne im hohen Gras. Da die jungen Tiere noch keinen Fluchtinstinkt haben, bleiben sie einfach liegen, wenn sich der Bauer mit der Mähmaschine nähert.
Auf diese Weise kommen in Deutschland laut Jagdverband jedes Jahr 90’000 Jungtiere um. Für die Schweiz gebe es keine offizielle Statistik, sagt Andreas Hoffmann, der beim Drohnenverband für die Rehkitzrettung im Raum Solothurn zuständig ist.
Für die Bauern sind diese Unfälle belastend. Dazu kommt ein weiteres Problem: Aus verdorbenem Fleisch im Gras wird giftiges Futter. Schon ganze Tierbestände sind daran verendet.
Um die Felder nach Jungtieren abzusuchen, kommen seit ein paar Jahren Drohnen mit Spezialausrüstung zum Einsatz: «Wir fliegen das Feld mit einer Thermalkamera ab. Wenn wir Wärmequellen finden, dann schaut ein Jäger vor Ort nach und trägt das Jungtier behutsam aus dem Feld» erklärt Andreas Hoffmann.
Die Nachfrage nach Drohnenpiloten ist gross, denn die Ausrüstung ist nicht billig: Ein Fluggerät im Eigenbau koste rund 4’000 Franken, ein pfannenfertiges Produkt etwa 10’000 Franken, so Andreas Hoffmann. Kommt hinzu, dass man die Thermalkamera nur in den frühen Morgenstunden bei tieferen Temperaturen einsetzen kann. Bereits am frühen Vormittag steigen die Temperaturen so stark an, dass die Tiere auf den Infrarot-Aufnahmen nicht mehr zu erkennen sind. Für die Bauern soll das Abfliegen der Felder gratis bleiben, sagt Andreas Hoffmann.
Drohnen werfen Wespen ab
Der Maiszünsler gehört zur Gattung der Schmetterlinge, besonders hübsch ist das Insekt aber nicht und für jeden Maisbauer gar ein Schreckensgespenst. Die Larven fressen sich durch die Stängel der Pflanzen, bis diese einknicken.
In den 90er-Jahren standen die Bauern dem Schädling hilflos gegenüber, heute haben sie bei der Bekämpfung verschiedene Möglichkeiten: Neben Vertilgungsmitteln ist der Einsatz von Wespen (Trichogramma-Schlupfwespen) ein wirksames Mittel. Die Insekten fressen die Eier der Schädlinge.
2016 wurden bereits 25’000 Hektaren Mais mit Trichogrammen in der Schweiz und im Ausland behandelt, 11’000 Hektaren davon mit Einsatz eines Multikopters. Ein Pilot programmiert dazu die Drohne mit den Parzellendaten des Landwirts – dann kann er ohne dessen Beisein den Flug durchführen. Was früher in aufwändiger Handarbeit viele Stunden gedauert hat, dauert pro Hektare heute gerade noch ein paar Minuten.