Der schwarze Tag liess nicht lange auf sich warten. Der Testbetrieb der autonomen Mini-Busse in Sitten lief seit drei Monaten, als es zum ersten Unfall kam: Am 21. September 2016 touchierte einer der Mini-Busse im autonomen Modus die offene Heckklappe eines abgestellten Lieferwagens. Dabei ging ein Fensterglas auf der linken Seite des Minibusses zu Bruch und die Heckklappe des Lieferwagens wurde leicht beschädigt.
Obwohl keiner der Fahrgäste verletzt wurde ─ was wenig erstaunt, schliesslich war der Bus gerade einmal mit 20km/h unterwegs ─ war dieser Vorfall Grund genug für die Post, um den Versuch zu unterbrechen und erneut über die Bücher zu gehen. Seither gab es keine Zwischenfälle mehr. Im Gegenteil: Bei den Verantwortlichen der Post herrscht eitel Freude, denn das Projekt kommt mittlerweile sehr gut an und wird wenigstens die nächsten Wochen noch weitergeführt.
Vertrauen steigt nach einer Fahrt
Um die Befindlichkeiten gegenüber autonomen Fahrzeugen herauszufinden, hat die Post zwei Studien erstellen lassen: Umfragen mit Benutzern in Sitten und Interviews mit Personen, die noch nie in einem selbstfahrenden Auto unterwegs waren.
Obwohl viele Menschen derzeit eher kritisch gegenüber der Digitalisierung eingestellt sein dürften, sehen die meisten die autonomen Busse in Sitten positiv.
Gefragt nach ihrem Vertrauen in die Technologie selbst fahrender Fahrzeuge lag der Durchschnitt aller Befragten bei 3.5 auf einer Skala von 1 bis 5. Nach der Fahrt mit dem Shuttle stieg der Wert auf 4.
Die Menschen in Sitten geben in Interviews sogar an, stolz zu sein, dass die Innovation in ihrer Stadt ausprobiert werde. Die beiden Shuttles bereicherten die Stadt und es seien sogar mehr Touristen zu Besuch gekommen, was eine merkbare Umsatzsteigerung im Tourismus mit sich gebracht habe. Die autonome Busse sind offensichtlich ein Publikumsmagnet.
Hauptproblem ist die fehlende Kommunikation
So schön das klingt: Alltagstauglich sind die Busse noch lange nicht. Das grösste Problem ist nicht die digitale Technologie, sondern die Kommunikation mit den anderen Verkehrsteilnehmern. In Sitten sind es in erster Linie Fussgänger.
Sie möchten mit den Shuttles kommunizieren, können das aber nicht, weil es keinen Fahrer im Fahrzeug hat, sagt Florian Evéquoz von der Fachhochschule Sitten. Er hat für die Post 80 Stunden Videomaterial von den Gassen Sittens ausgewertet.
Er sieht deshalb noch viel Handlungsbedarf. Die autonomen Fahrzeuge müssten differenziertere Kommunikationsmöglichkeiten lernen und diese den Menschen anbieten. Derzeit kennen die Shuttles einzig «Fahren» oder «Anhalten».
Bei diesem einsilbigen Kommunikationsniveau dürfte es trotz aller Begeisterung schwierig werden, eine wirklich lang anhaltende Freundschaft mit autonomen Bussen einzugehen.