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Feuer ausser Kontrolle «Die Situation in Kalifornien ist äusserst kritisch»

Seit Tagen wüten in Kalifornien heftige Wald- und Buschbrände. Grosse Teile des US-Bundesstaats sind ohne Strom. Dieser wurde vorsorglich abgestellt, um mögliche weitere Brandherde zu verhindern. Betroffen davon ist auch Arndt Peltner, USA-Mitarbeiter von SRF.

Arndt Peltner

Freier USA-Korrespondent

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Der freischaffende USA-Korrespondent ist für mehrere deutschsprachige Zeitungen und Radiostationen tätig, unter anderem auch für SRF. Der gebürtige Nürnberger lebt seit 1998 in der Nähe von San Francisco.

SRF News: Wie ist die aktuelle Lage beim «Kincade»-Feuer nördlich von San Francisco?

Arndt Peltner: Am Sonntag hatte man beim grössten Brand in Kalifornien zehn Prozent unter Kontrolle, doch weil der Wind inzwischen wieder zugenommen hat, sind es jetzt nur noch fünf Prozent. 200'000 Menschen wurden evakuiert. Mittlerweile ist die Rauchwolke bis nach San Francisco vorgedrungen, das rund 120 Kilometer südlich des Brandes liegt.

Laut den Meteorologen könnte der Wind noch eine Woche lang andauern. Ist keine Entwarnung in Sicht?

Nein, die Winde sollen noch stärker werden. Die Brandbekämpfung im Sonoma-County wird noch schwieriger, denn ein einzelner Funke kann kilometerweit weitergetragen werden und dort ein neues Feuer entfachen.

Satellitenaufnahme mit Rauchfahne.
Legende: Deutlich zu sehen: Der Wind aus dem trockenen Landesinnern facht das Sonoma-Feuer, nördlich der Bay-Area von San Francisco immer wieder an. Der Rauch wird auf den Pazifik geblasen, beeinträchtigt aber auch die Region von San Francisco. Reuters

Es gibt Berichte über ein neues Feuer nördlich von Los Angeles. Was wissen Sie darüber?

Betroffen ist die Brentwood-Area beim Getty-Museum. Auch dieses Feuer ist noch nicht gelöscht. 10'000 Personen mussten dort evakuiert werden, darunter auch Arnold Schwarzenegger und der Basketballspieler LeBron James.

Karte
Legende: Wo es in Kalifornien zurzeit brennt. SRF

Auch in Oakland brach am Wochenende ein Feuer aus, das aber rasch unter Kontrolle gebracht werden konnte. Die Situation in Kalifornien ist angesichts der Trockenheit und den warmen, trockenen Winden äusserst kritisch.

Wie weitere rund drei Millionen Kalifornier haben auch Sie derzeit keinen Strom. Was steckt hinter der Stromabschaltung?

Der hiesige Stromversorger versucht damit präventiv, neue Feuer durch Funkenschlag bei Stromleitungen zu verhindern. Seit Samstag haben wir deshalb keinen Strom, kein Telefon und auch keine Handyverbindungen mehr. Offenbar wurde auch die Stromversorgung der Mobilfunktürme unterbrochen.

Ohne Mobilfunkverbindung erhalten wir keine Warnmeldungen mehr.

Man sitzt zuhause und bekommt gar nicht mehr mit, was rundherum passiert. Wir erhalten keine Meldungen mehr, auch keine Warnmeldungen. Um Zugang zu einem Mobilfunknetz zu erhalten, müssen wir fünf Kilometer weit fahren.

«Das sind unhaltbare Zustände»

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Beim Gespräch mit Radio SRF sass Arndt Peltner im Büro seiner Frau in Downtown Los Angeles. Peltner lebt aber eigentlich in der Bay Area von San Francisco, rund 600 Kilometer nördlich von Los Angeles. «Wir leben in der Nachbarschaft des Silicon Valley, im Kalifornien des Jahres 2019 und sind von der Aussenwelt abgeschnitten. Das ist ein unhaltbarer Zustand», sagt er. Hauptgrund für die Stromabschaltung sei die veraltete Infrastruktur der Stromversorger, was auch massiv kritisiert werde. «Die USA sind nicht ‹first›, sondern ‹last›», so der Journalist. Längere Stromausfälle habe er schon in Somalia, Sudan oder Kongo erlebt – «jetzt muss ich damit umgehen, dass Ähnliches auch in Kalifornien geschieht.»

Wie werden Gebäude, die zwingend auf Strom angewiesen sind, mit Elektrizität versorgt?

Spitäler etwa haben Notstromaggregate. Auch grössere Einkaufszentren werden mit Strom aus Dieselgeneratoren versorgt. Dort wird jetzt viel Eis verkauft, mit dem man die gekauften Lebensmittel zuhause kühlen kann. Ansonsten liegen die höher gelegenen Gebiete in der Bay Area im Dunkeln, denn dort bläst der starke Wind. Die Polizei hat ihre Patrouillen verstärkt, um Einbrüchen vorzubeugen.

Spitäler und Einkaufszentren werden mit Notstromaggregaten versorgt.

Der Strom soll weiter abgeschaltet bleiben, bis die starken Winde nachlassen…

Und auch dann wird er nicht gleich wieder eingeschaltet werden können. Der Stromversorger hat angekündigt, zuvor alle Leitungen kontrollieren zu wollen, um zu verhindern, dass heruntergefallene Kabel neue Brände verursachen können. Nach Ende der starken Winde wird es deshalb bis zu 48 Stunden dauern, bis der Strom wieder eingeschaltet werden kann. Er hat deshalb Leute eingestellt, die durch die Nachbarschaft patrouillieren und alle Leitungen kontrollieren.

Das Gespräch führte Barbara Büttner.

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