- In der gotischen Kathedrale der westfranzösischen Stadt Nantes ist am frühen Morgen ein Feuer ausgebrochen.
- Der Brand war nach knapp zwei Stunden unter Kontrolle, aber erst am Nachmittag vollständig gelöscht.
- Die grosse Hauptorgel von 1784 wurde vollständig zerstört.
- Ermittler gehen von Brandstiftung aus.
Der Schaden begrenze sich auf die grosse Orgel, sagte Laurent Ferlay, Chef der Feuerwehr im Departement Loire-Atlantique, dem Fernsehsender BFMTV. Dieser Bereich sei «völlig zerstört». Die Empore, also die Plattform, auf der die Orgel stehe, sei instabil und drohe einzubrechen. Es seien bereits Trümmer heruntergefallen.
Der Brand in der gotischen Kathedrale weckte in Frankreich Erinnerungen an das verheerende Feuer in der weltberühmten Kirche Notre-Dame de Paris vor mehr als einem Jahr. «Nach Notre-Dame steht die Kathedrale Saint-Pierre-et-Saint-Paul im Herzen von Nantes in Flammen», schrieb Staatspräsident Emmanuel Macron auf Twitter. Die Kirche sei ein «gotisches Juwel».
Auf einem Video der Feuerwehr ist schwarzer Rauch zu sehen, der aus einem Fenster der Hauptfassade zwischen den beiden Türmen aufsteigt. Hinter den Fenstern sind Flammen zu erkennen. Der erste Löschzug der Feuerwehr stand bereits eine Viertelstunde nach den ersten Brandmeldungen im Einsatz. Kurz vor 10 Uhr war das Feuer unter Kontrolle, aber noch nicht vollständig gelöscht. Mehr als 100 Feuerwehrleute standen im Einsatz.
Ermittlung wegen Brandstiftung
Beim Brand in Nantes ist vieles anders als in Paris. Beim Feuer in Notre-Dame de Paris gehen die Untersuchungsbehörden von einem technischen Defekt aus. In Nantes dagegen deuten alle Zeichen auf Brandstiftung, erklärte der Oberstaatsanwalt von Nantes, Pierre Sennès. Erste Untersuchungen hätten keine Spuren eines Einbruchs in die Kirche gezeigt.
Die Feuerwehr habe bei den Löscharbeiten drei unterschiedliche Brandherde gefunden: zwei links und rechts am Boden des Kirchenschiffs, den dritten auf der Empore mit der Orgel. Das könne kein Zufall sein. Die Staatsanwaltschaft ermittle wegen Brandstiftung. Im Laufe des Tages würden Untersuchungen beginnen.
Die dritte Brandstelle auf der Empore mit der Orgel hat die schwersten Schäden angerichtet. Die barocke Orgel ist zerstört, wie Bilder zeigen, die die Diözese von Nantes veröffentlicht hat. Sie galt nach Aussage von Fachleuten als eine der schönsten Instrumente Frankreichs.
Teile der Orgel waren in den Innenraum der Kirche gefallen. Die Hauptorgel und auch ein grosses Buntglasfenster aus dem 15. Jahrhundert seien komplett zerstört, sagte Diözesanverwalter François Renaud. Der Verlust sei unbezahlbar. Die Orgel stamme ursprünglich aus dem Jahr 1619 und wurde mehrfach erneuert und erweitert.
Weil Orgeln aus viel Holz gebaut und die Orgelpfeifen aus Zinn und Blei bestehen, brennen und schmelzen die Bauteile bei einem Brand in kürzester Zeit. Auch die Orgel-Empore in 30 Metern Höhe wurde schwer beschädigt und droht einzustürzen.
Die Löscharbeiten sollen noch bis in die Nacht fortgeführt werden. Mit einem Kran sollen die wenigen Überreste der verbrannten und geschmolzenen Orgel abgetragen werden, um an die letzten Glutherde zu gelangen.
Frankreichs Premierminister Jean Castex bedankte sich bei den Feuerwehrleuten vor Ort für ihren Einsatz. Er war gemeinsam mit Kulturministerin Roselyne Bachelot und Innenminister Gérald Darmanin nach Nantes gereist, um sich die Schäden in der Kirche anzusehen. Der Wiederaufbau müsse so schnell wie möglich geschehen, sagte Castex. Der Staat werde dazu seinen Teil beitragen, so der Premierminister.