- Künftig ist fluorhaltiger Wachs auf Langlaufski verboten. Denn die EU verbannt Fluor-Verbindungen, die schädlich für Mensch und Umwelt sind.
- Doch Fluor-Wachs ist im Langlaufsport weit verbreitet, er macht die Langlaufski schneller.
- Bald beginnt die neue Saison und noch immer ist unklar, wie der internationale Skiverband FIS dieses Verbot genau umsetzen will.
Eigentlich hätten die Langlaufskis in den letzten Wochen im Labor getestet werden sollen – doch diese Tests sind nun verschoben. Auf unbestimmte Zeit. Denn vieles ist unklar. Für die Athleten sei das eine schwierige Situation, sagt Spitzenlangläufer Dario Cologna: «Ich bin aber froh, dass ich mich nicht selber darum kümmern muss.»
Das müssen in erster Linie die Serviceleute zusammen mit den Verbänden. Wie genau wird künftig gemessen und welche Toleranzwerte gelten? «Das ist völlig unbekannt und das macht es besonders herausfordernd», sagt Hippolyt Kempf, Langlauf-Chef bei Swiss Ski.
Grosse Unsicherheit
Was passiert, wenn sich die einen Athleten an das Fluorverbot halten und die anderen nicht? Tests haben gezeigt, dass ein Langläufer Fluor mit den Skiern aufnehmen kann, wenn ein vorderer Läufer fluorhaltiges Material verwendet. Wird er dann bestraft?
Ist das noch fairer Sport? Da verliert wieder einmal der Langlauf.
Ausserdem gelten die neuen Regeln nur für FIS-Rennen. Der Breitensportler und die Breitensportlerin können im Volkslauf nach wie vor auf das schnelle Material zurückgreifen. Das gehe nicht, findet Roger Wachs, Chef-Servicemann der Schweizer Langläufer: «Ist das noch fairer Sport? Da verliert wieder einmal der Langlauf.»
Wachs wünscht sich vom Weltverband Klarheit – und bis dahin einen Aufschub des Wachsverbotes: «Dann bleibt der Sport fair. Sobald es klar messbar ist und alle Regeln auf dem Tisch sind, kann eine hundertprozentige Umsetzung stattfinden.»
Eine Nulltoleranz für sämtliche fluorhaltigen Wachse bereits auf die kommende Saison hin sei unrealistisch, ist Kempf überzeugt: «Es wird eine Toleranz geben, sonst ist die ganze Umstellung viel zu teuer.»
Grauzonen und Fragezeichen
Solange es diese Toleranz gebe, würden die Wachse auch weiter angewendet. «Also gibt es eine riesige Grauzone und Unsicherheit.» So fordert auch Kempf im Sinne der Fairness: mehr Zeit und mehr Information.
Nur: Die Zeit läuft davon und die Information fliesst momentan nicht. Vonseiten der FIS heisst es schriftlich auf Anfrage von SRF: «Die Arbeitsgruppe Fluor hat vereinbart, bis zum nächsten Council-Meeting am 9. Oktober keine weiteren Auskünfte zu geben.» Danach werde basierend auf den Empfehlungen der Arbeitsgruppe offiziell informiert.
Weil fluorhaltiger Wachs schnell macht, ist viel davon in den Lagern der Serviceleute. Mit einem Verbot wird das Material nicht mehr verwendet werden können. Servicemann Wachs rechnet mit einem Materialverlust im Schweizer Langlauf von 40'000 bis 60'000 Franken. Ein Fluorverbot bereits auf die kommende Saison einzuführen: War das nicht zu Ende gedacht?
Hoffen auf Klarheit
Langlauf Disziplinenchef Kempf formuliert es so: «Es ist mutig, so schnell so wichtige Entscheide zu treffen.» Allerdings: Hätte man nicht so hart entschieden, wäre die Diskussion auch noch nicht so weit, gibt Kempf zu bedenken. Denn klar sei: Spätestens in zwei Jahren müsse man fluorfrei unterwegs sein. «Diesen Winter ist das Verbot aber sehr hochgesteckt und zu ambitioniert.»
Etwas mehr Klarheit erhoffen sich die Verbände nächste Woche. Damit dann wenigstens klar ist, wann die Labortests für die präparierten Skis der kommenden Saison stattfinden werden.