Seit den 1970er-Jahren bezeichnete sie sich als «Sprachrohr Gottes», Uriella. Langfristig werde die Sekte der Weltuntergangsprophetin und verurteilten Steuersünderin kaum überleben, schätzt Sektenexperte Hugo Stamm.
SRF News: Was bedeutete Uriella für Sie?
Hugo Stamm: Durch die riesige Medienpräsenz hat Uriella einen unwahrscheinlich hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Dies hat ihr eine grosse Anhängerschaft beschert. Nicht bekannt war damals, dass sie Menschen mit ganz deutlichen Indoktrinationsmethoden in die Abhängigkeit geführt hat. Ebenso wenig wusste die Öffentlichkeit, dass sie sehr resolut bis herrisch auftreten konnte.
Woher hatten Sie diese einschlägigen Informationen?
Ich habe einerseits mit Aussteigern gesprochen, andererseits mit sehr besorgten Angehörigen, die bei Anhängerinnen und Anhängern eine Wesensveränderung und eine Radikalisierung festgestellt haben. Nicht öffentlich zugängliche Aufnahmen zeigen, mit welcher Härte Uriella intern ihr Regime aufgebaut hat.
In letzter Zeit ist es eher still geworden um Uriella. Was geschieht mit dem Orden?
Es wird spekuliert, dass der Orden Fiat Lux in Kürze zusammenbrechen werde. Das wird sicher nicht der Fall sein. Der Schock über Uriellas Tod wird die Anhängerschaft vielmehr zusammenschweissen. Auch ist man sich ja schon gewohnt, dass in den letzten elf Jahren Uriellas Ehemann Icordo die Geschäfte geführt hat. Die meisten Anhänger haben Uriella gar nicht mehr zu Gesicht bekommen.
Langfristig wird Fiat Lux vermutlich nicht überleben.
Es geht also vorerst alles so weiter wie bisher. Nach dem Hype in den 1990er-Jahren ist es aber zu einem Absturz gekommen, und es sind vielleicht noch höchstens vier Dutzend Ordensmitglieder übriggeblieben. Langfristig wird Fiat Lux vermutlich nicht überleben, nur schon aus finanziellen Gründen nicht.
Das Gespräch führte Antonia Moser.