Aus den Bond-Filmen wissen wir: Der britische Geheimagent flirtet gerne. Und er trinkt seinen Vodka Martini gerne geschüttelt, nicht gerührt.
James Bond, so steht es in der Akte, mochte Frauen.
Flirts, sagt Marzena Kruk vom polnischen Nationalarchiv im polnischen Fernsehen, gefielen auch James Albert Bond, der 1964 nach Warschau kam: «James Bond, so steht es in seiner Akte, mochte Frauen.» Über Vodka Martini liest man dagegen nichts in den Dokumenten des polnischen Geheimdiensts – obwohl es in Polen auch zu den dunkelsten kommunistischen Zeiten genug Vodka gab, mochte James Bond in Warschau offenbar lieber polnisches Bier.
Interesse für militärische Objekte
Offiziell kam der Engländer namens James Bond als Sachbearbeiter und Archivar für die britische Botschaft nach Polen. Auf den polnischen Dokumenten lächelt ein Mann mit viel Brillantine im Haar, Jahrgang 1928. Inoffiziell schien er aber Anderes als verstaubtes Papier im Sinn zu haben: Er reiste durchs Land und beobachtete militärische Objekte. Natürlich interessierte sich der polnische Geheimdienst bald für ihn. «Gesprächig» sei er, steht in seiner Akte, aber auch «vorsichtig».
Und, anders als die Filmfigur, blieb der reale Agent erfolglos: Offenbar gelang es James Albert Bond nicht, Kontakt zur polnischen Bevölkerung zu knüpfen. 1965, nach nicht einmal einem Jahr in Polen, reiste James Bond wieder ab. Was danach mit ihm geschah, ist nicht bekannt.
Vielleicht haben sich die Briten einen Witz erlaubt.
Was wir hingegen wissen: James Bond in Warschau kann nicht die Inspiration für den Bücher- und Filmheld gewesen sein, 1964 war der erste Bond-Film längst im Kino. Marzena Kruk vom polnischen Nationalarchiv hat eine andere Theorie: «Vielleicht haben sich die Briten einen Witz erlaubt mit dem polnischen Geheimdienst.» Schon damals, Mitte der 60er, kannte nämlich jeder James Bond. Möglich also, dass der Mann in Warschau in Wirklichkeit keine brisante Mission hatte und keinen weltberühmten Namen.