500 Meter im Berg in einer Versuchsanlage bei Flums im Kanton St. Gallen wird getestet, wie Ackerland und Treibhäuser ersetzt werden könnten. Salat, Gemüse oder Kräuter wachsen hier, beleuchtet nur von LED-Lampen.
Seit mehreren Monaten wird im Stollen Hagerbach mit verschiedenen Pflanzen experimentiert. Underground Farming nennt sich diese Technologie. Anstatt auf der grünen Wiese wird Gemüse oder Salat im Untergrund angebaut.
Hinter dem Projekt stehen verschiedene Industriefirmen. Die Vorteile liegen für den Geschäftsführer des Fördervereins Scaut, Klaus Wachter, auf der Hand: Die Pflanzen können das ganze Jahr angebaut werden, dort wo sie gebraucht werden.
«Man hat oben die Stadt, wo die Menschen leben, und direkt im Untergrund die Produktion der Nahrungsmittel. Diese werden geerntet und direkt frisch nach oben gebracht zum Konsumenten. Das heisst, aufwändige Transportrouten, so wie wir es jetzt im Moment kennen, fallen damit weg», sagt Wachter.
Fisch, Gemüse und Wasser im Einklang
Der Prototyp im Versuchsstollen besteht aus drei Bereichen: Fisch, Gemüse und Biofilteranlage. Das oberste Gebot dabei heisst nachhaltige Produktion. Dafür arbeitet das System im Kreislauf: Das über Fischexkremente mit Nährstoffen angereicherte Wasser aus den Fischbecken dient als Nahrungsquelle für die Pflanzen und wird anschliessend wieder in den Wasserkreislauf zurückgeführt.
Der Kreislauf soll bald erweitert werden mit Abwärme von Datenspeichern. Das Ziel: Erdbeeren züchten. Für Erdbeeren brauche es eine höhere Umgebungstemperatur, sagt Wachter. Unterirdische Datencenter produzierten sehr viel Wärme als Abfallprodukt. Diese soll genutzt werden, um die Umgebung der Erdbeeren zu erwärmen.
Auch der Bund forscht an der Landwirtschaft ohne Tageslicht. Bei Agroscope wachsen die Pflanzen in Hallen. Christophe Carlen von der Forschungsanstalt sieht im Underground Farming Chancen, aber auch ganz generell eine Herausforderung. Wichtig sei zum Beispiel die Belüftung. Die Pflanzen an sich und durch Fotosynthese erzeugten viel Wasserdampf, erklärt er. Könne die Feuchtigkeit nicht reduziert werden, würden die Pflanzen krank.
Unterirdische Anlagen nutzen
Liegt die Zukunft der Lebensmittelproduktion tatsächlich unter der Erde, um die wachsende Weltbevölkerung zu versorgen? Denn die neue Technologie erfordert enormen finanziellen Aufwand. Wachter ist trotzdem von der Zukunft des Underground Farmings überzeugt: «Zum einen gibt es viele unterirdische Anlagen wie zum Beispiel militärische.» Bei Neubauten gebe es zudem den Vorteil, dass die Anforderungen ans Underground Farming direkt im Design mitberücksichtigt werden könnten.
Seit März 2019 läuft das Projekt. Das Konzept wird in den nächsten Monaten weiter in der Praxis erprobt.