36 Jahren lang fand in den Niederlanden kein Formel-1-Grand-Prix statt. Kommendes Wochenende nun kehren Boliden nach Holland zurück, genauer ins Küstenstädtchen Zandvoort unweit von Amsterdam.
Hunderttausende dürften dort Max Verstappen zujubeln. Der 24-jährige Niederländer ist schliesslich der Hauptgrund, weshalb nach mehr als drei Dekaden auf dem Circuit von Zandvoort wieder ein Grand Prix ausgetragen wird. Der dreitägige Anlass soll mehr als 200'000 Zuschauerinnen und Zuschauern anlocken.
2015 ging der damals 18-jährige Verstappen als jüngster Fahrer in die Formel 1-Geschichte ein. Sein erstes Rennen gewann er bereits ein Jahr später. Seitdem geniesst er in den Niederlanden einen ähnlichen Heldenstatus wie Roger Federer in der Schweiz.
Logisch, dass die niederländischen Fans ihren Helden auch einmal zu Hause bewundern wollten. Deswegen wurde die alte Rennstrecke in Zandvoort mit Millionen aufgemöbelt. Für das einst idyllische Fischerdörfchen an der Nordsee, das heute 17'000 Einwohner zählt, ist das allerdings eine Herausforderung.
Besonders die Umweltauflagen stellen den Ort, der in Tourismus-Kreisen auch als Amsterdam Beach bezeichnet wird, vor Schwierigkeiten. Die gut vier Kilometer lange Strecke mit 15 Kurven führt nicht nur mitten durch geschütztes Dünengebiet, sie durchkreuzt auch den Lebensraum der vom Aussterben bedrohten Sandeidechsen und Kreuzkröten.
Umwelt- und Tierschutzorganisationen gingen bereits im Vorfeld auf die Barrikaden. Ihre Petitionen und Protestanlässe blieben jedoch umsonst: Die Klagen wurden abgeschmettert und die seltenen Tierarten auf Geheiss eines Richters umgesiedelt.
Staus sind vorprogrammiert
Das Bolidenrennen bedeutet aber auch für die Infrastruktur eine Herausforderung. Nur wenige Zufahrtsstrassen führen nach Zandvoort. Selbst an einem gewöhnlichen Sommersonntag stauen sich dort die Autos. Die Verantwortlichen wünschen sich zwar, dass das Publikum vornehmlich mit dem Velo anreist. Das dürfte sich jedoch als frommer Wunsch entpuppen.
Klar ist hingegen, dass die Frequenz der Züge massiv erhöht wird. Alle fünf Minuten soll ein Zug mit je 2500 Menschen in Zandvoort ankommen. Ein Alptraum für die Anwohnerinnen und Anwohner.
Widersprüchlicher Umgang mit Corona-Massnahmen
Mittlerweile spaltet der GP nicht nur die Bevölkerung vor Ort, sondern das ganze Land. Wegen der Pandemie hat die Regierung Festivals und andere Grossanlässe verboten. Dies vor allem auch, weil die dazu gehörenden Zeltplätze eine zu grosse Ansteckungsgefahr darstellten.
Doch für die Formel1 drückt Premier Mark Rutte beide Augen zu und erlaubt – trotz Warnungen von Virologen – sogar einen Zeltplatz in der Nähe des Circuits. Wen wundert es, dass Kulturschaffende lautstark kritisieren, dass mit zweierlei Mass gemessen wird.