«Wir fuhren durch das Tor des Château Algonquin. Ich stieg aus dem Wagen, blickte auf – und ein Schauer durchfuhr mich. Es war dasselbe Gefühl, das mich überwältigt hatte, als ich Erwin das erste Mal begegnete. Dieses Mal verliebte ich mich Hals über Kopf in ein Haus, mein Traumhaus [...]. Endlich war ich daheim.» So beschreibt Tina Turner in ihrer Autobiographie «My Love Story» den Moment, als sie ihre Villa in Küsnacht ZH zum ersten Mal sieht. Seit 1997 wohnt die heute 80-Jährige dort.
Ihr Haus in Küsnacht ist für Tina Turner der Ort der Geborgenheit.
In den letzten Jahren zog sich Tina Turner mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Und so spielt auch das Château Algonquin eine zunehmend wichtige Rolle im Leben des Superstars. Die meiste Zeit verbringt sie dort, weiss Dominik Wichmann, Co-Autor ihrer Autobiographie. Er kennt den Weltstar wie nur wenige: «Das Haus ist für sie das Nest. Es ist der Ort der Geborgenheit.»
Das Anwesen mit direktem Zürichsee-Anstoss ist für Tina Turner auch ein wichtiger Kraftort. Denn in den vergangenen sechs Jahren musste sie mit schweren Schicksalsschlägen fertig werden: einem Schlaganfall, Darmkrebs, Nierenversagen und dem Suizid ihres Sohnes. Erstaunlich gut hat sich Turner inzwischen davon erholt: «Den Umständen entsprechend geht es ihr wirklich gut», so Wichmann.
Tina Turner und die Schweiz: eine lange Geschichte
Zum ersten Mal in die Schweiz kommt Tina Tuner 1972. Damals steht sie noch an der Seite ihres ersten Ehemannes Ike Turner (†76) im Kongresshaus Zürich auf der Bühne.
Später füllt sie hierzulande immer wieder die Stadien. 1987 steht sie fünfmal hintereinander im ausverkauften Hallenstadion auf der Bühne. Das hat in der Schweiz ausser Helene Fischer 2017 kein Künstler mehr geschafft. «In Europa war man immer sehr viel offener für meine Musik als in den USA», sagte Tina Turner einmal im Interview mit der CNN-Talk-Legende Larry King.
Dies ist auch der Hauptgrund, weshalb Turner Ende der Achtzigerjahre ihren Lebensmittelpunkt nach Europa verlegt. Erst nach London, dann nach Köln und schliesslich nach Zürich.
Erwin Bach (62), ihr heutiger Mann, wird Mitte der Neunzigerjahre Chef des Plattenlabels EMI Schweiz. Deshalb ziehen die beiden von Köln nach Zürich und mieten sich im Villenviertel der Stadt für zwei Jahre ein Haus. Bei ihrer Ankunft gibt Turner eine Pressekonferenz – und sagt ohne Umschweife, was sie von der Schweiz erwartet: Diskretion.
Die Schweiz wird für Tina Turner aber mehr als blosser Wohnort. Sie nimmt aktiv am gesellschaftlichen Leben teil. An kleineren Events der Zürcher High Society ist sie ebenso anzutreffen, wie am prestigeträchtigen Zürcher Opernball.
2013: Hochzeit und Einbürgerung
Ein wichtiges Jahr in ihrem Leben in der Schweiz ist 2013: Sie heiratet ihren Lebensgefährten Erwin Bach. 120 Gäste aus der ganzen Welt feiern in Turners privaten Garten die Liebe der beiden.
Im selben Jahr erhält Tina Turner auch den Schweizer Pass. «Ich kam in einen Raum, in dem sieben Gutachter auf mich warteten. Da war ich nun schon vor Millionen von Menschen aufgetreten, ohne das geringste Lampenfieber zu empfinden, doch als ich vor dieser Gruppe stand, sank mir das Herz in die Hose.»
Der Weg zum roten Pass führt über die Musik. Mit ihrem Wissen über die Schweizer Nationalhymne überzeugt Tina Turner die Gutachter. Das musikalische Fachsimpeln zahlt sich aus für die Sängerin: «Die Kommission sprach sich für meine Einbürgerung aus, und ich wurde stolze Besitzerin eines Schweizer Passes.»