In Los Angeles fand heuer die erste vegane Modewoche statt, Lady Gaga hat im September ihre vegane Kosmetiklinie präsentiert und Lewis Hamilton feierte Filmpremiere mit einer Dokumentation über vegane Sportler: Veganismus ist hip und das Alter scheint ihm gut zu bekommen. Denn Veganismus gibt es schon recht lange.
Ihr Ursprung geht auf den Briten Donald Watson zurück. Er erfindet den Begriff «vegan» und gründet im November 1944 mit fünf weiteren Briten die «Vegan Society». Obwohl jedes Jahr der 1. November als Gründungstag gefeiert wird, ist das wirkliche Datum unbekannt.
Kampf für «vegane» Essensrationen.
Die Gründungsmitglieder sind alle Vegetarier und Mitglieder der «Vegetarian Society», doch dort fühlen sie sich nicht ernst genommen, der Verein hat für ihre Ernährungsideen kein offenes Ohr.
Auch als eigenständiger Verein haben sie keinen leichten Start: Ihr erstes Vorhaben scheitert kläglich. Während und nach dem 2. Weltkrieg ist das Essen rationiert, Donald Watson will seine Ration für tierisches Fett oder Eier nicht einlösen und stattdessen pflanzliches Fett oder mehr Rationen für Gemüse. Doch das wird prompt abgelehnt, mit dem Hinweis, er erreiche damit nicht den gleichen Nährwert wie die übliche Nahrungsration.
Vegan wird sexy
Lange Zeit fristen die Veganer ein Randgruppendasein. Auf die Frage hin, was das Schwierigste im veganen Alltag sei, erklärt Donald Watson einmal in einem Interview: «Es ist der soziale Aspekt, ich schliesse mich selber aus von den Lebensmomenten, bei denen sich Menschen treffen und gemeinsam essen.» Erst wenn Veganismus etwa in Restaurants alltäglicher werde, könne sich das ändern.
Watson stirbt 2005 im Alter von 95 Jahren. Der Erfinder des Wortes «vegan» und der Bewegung erlebt den veganen Hype nicht mehr mit: Ab 2012 machen Hollywood-Stars wie Alicia Silverstone mit ihrem Bekenntnis zum veganen Lebensstil Schlagzeilen. Vegan wird sexy, die Produkte boomen.
Ab 2015 legt die EU Richtlinien für diese fest. Die aktuelle Klimadebatte verstärkt den Trend.
Die neuen Herausforderungen
An einer Messe für Veganer in London sind unzählige Neulinge anzutreffen, darunter viele junge Menschen und Frauen. Wie etwa die 19-jährige Lotti, die erklärt: «Ich bin Veganerin geworden wegen der Tiere, aber jetzt geht es mir auch um die Umwelt.» Viele Messebesucher sind auch Flexitarier, wie etwa Jonathan Caisley: «Meine Tochter ist vegan, und wir als Familie versuchen so oft als möglich vegetarisch oder vegan zu essen.» Mit der zunehmenden Auswahl an Nahrungsmitteln sei das einfacher denn je.
Im 21. Jahrhundert stellen sich den Veganern allerdings neue Herausforderungen. Etwa die Verpackung. Denn: vegane Nahrungsmittel sind in Plastik verpackt – das passt nicht mehr. Samantha Calvert von der «Vegan Society» erklärt: «Auch wir vertreiben noch Produkte in Plastik und suchen im Moment dringend nach Alternativen. Das ist ein Problem, welches wir vermehrt angehen müssen.»
Aus der Randgruppe von einst sind hippe Trendsetter geworden.